Berichterstattung 2022

Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit bedeutet für Raiffeisen, verantwortungsbewusst zu agieren und neben der ökonomischen Wirkung auch die ökologischen und gesellschaftlichen Wirkungen ihres Handelns zu berück­sichtigen. Die Genossenschaftsbank bietet ihren Kundinnen und Kunden deshalb eine breite Palette an nachhaltigen Lösungen an. Zudem bekennt sich die Raiffeisen Gruppe zu verschiedenen internationalen Initiativen und unterstreicht damit ihr Engagement für einen nach­haltigen Finanzplatz.

Nachhaltigkeitsstrategie

Nachhaltigkeit ist seit jeher ein Unternehmenswert von Raiffeisen. In der Gruppenstrategie «Raiffeisen 2025» ist Nachhaltigkeit ebenfalls ein zentraler Bestandteil. Raiffeisen übernimmt Verantwortung für ihr Handeln und die Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit auf Gesellschaft und Umwelt. Nachhaltigkeit bedeutet für Raiffeisen, Ressourcen nur in dem Masse zu verbrauchen, dass sie auch zukünftigen Generationen noch ausreichend zur Verfügung stehen. Ihre Tätigkeit will Raiffeisen darauf ausrichten, dass sie mit einer nachhaltigen Entwicklung vereinbar ist. In der Praxis heisst das, dass bei Entscheiden die ökologischen, sozialen und ökonomischen Aspekte berücksichtigt werden.
Als einer der zentralen Bestandteile der Gruppenstrategie hat Raiffeisen eine gruppenweite Strategie für Nachhaltigkeit erarbeitet. Nachdem die Nachhaltigkeitsstrategie 2020 von der Geschäftsleitung genehmigt worden war, konnte sie im Berichtsjahr formell verankert werden.
Die Nachhaltigkeitsstrategie definiert die zwei zentralen Handlungsfelder «Management von Nachhaltigkeit stärken» und «Wirkung erzielen». Diese zwei Handlungsfelder umfassen insgesamt zehn Fokusthemen, auf die sich Raiffeisen bei der Stärkung ihrer Nachhaltigkeit konzentriert.

Wesentlichkeitsanalyse: Erarbeitung und Validierung der zehn Fokusthemen

Basierend auf einer 2018 durchgeführten Befragung interner und externer Stakeholder sowie unabhängiger Nachhaltigkeits­expertinnen und -experten wurden die Fokusthemen festgelegt. Bei dieser Wesentlichkeits­analyse bewerteten die Befragten, inwieweit ein Thema Raiffeisen als nachhaltiges Unternehmen beeinflusst und auf welche Themen sich Raiffeisen fokussieren sollte, um nachhaltiger zu werden.
Die folgenden Themen sind basierend auf der Wesentlichkeitsanalyse besonders relevant für Raiffeisen. In welchen Fokusthemen sie aufgenommen und bearbeitet werden, zeigt diese Tabelle:
Identifizierte wesentliche ThemenZugeordnetes Fokusthema
Aktive EigentümerschaftNachhaltige Produkte und Dienstleistungen schaffen
Aus- und WeiterbildungKompetenzen und Vielfalt bei Mitarbeitenden fördern
CO2-EmissionenKlimawandel eindämmen
KorruptionsbekämpfungVerantwortung im Geschäftsverhalten
Marketing und Kennzeichnung 1Offener und fairer Umgang mit Kundinnen und Kunden
ProduktportfolioNachhaltige Produkte und Dienstleistungen schaffen
Schutz der KundendatenOffener und fairer Umgang mit Kundinnen und Kunden
Sozioökonomische Compliance 2Verantwortung im Geschäftsverhalten
Vielfalt und ChancengleichheitKompetenzen und Vielfalt bei Mitarbeitenden fördern
Wirtschaftliche LeistungLangfristig wirtschaftlich erfolgreich sein
1 Das Anbieten von Finanzprodukten und die Erbringung von Finanzdienstleistungen sind in der Schweiz sehr stark reguliert. Deshalb ist dieses Thema für Raiffeisen wesentlich.
2 Damit ist die Achtung von Finanzregulierung und Regulierung in den Bereichen Wirtschaft und Gesellschaft gemeint
Neben den als wesentlich identifizierten Themen der Nachhaltigkeitsstrategie sind auch die sechs Prinzipien für ein verantwortungsbewusstes Bankwesen (UN Principles for Responsible Banking, UN PRB) der United Nations Environment Finance Initiative (UNEP-FI) in die Definition der strategischen Fokusthemen eingeflossen.

Wesentlichkeitsmatrix

Die nachstehende Wesentlichkeitsmatrix bildet das Ergebnis der Befragung grafisch ab. Die Wesentlichkeits­analyse wird jährlich im Rahmen eines Austauschs mit interessierten und für Raiffeisen wichtigen Stakeholdern diskutiert. Letztere bestätigten im Berichtsjahr, dass sowohl die identifizierten Themen als auch die gesetzten Nachhaltigkeitsziele nach wie vor relevant seien (mehr dazu im Abschnitt «3 – Externe Stakeholder einbeziehen»).
Im Rahmen ihrer Unterzeichnung der Principles for Responsible Banking hat sich Raiffeisen im Jahr 2022 intensiv mit den positiven und negativen Auswirkungen ihrer Geschäfts­tätigkeit auf die Nachhaltigkeits­ziele der UNO (Sustainable Development Goals, SDG) befasst. Basierend auf der von der UNEP-FI zur Verfügung gestellten Methodik hat Raiffeisen eine umfassende Analyse zu den Auswirkungen durchgeführt und dazu einen ersten Bericht veröffentlicht. Die Resultate dieser Wirkungsanalyse haben insbesondere den Fokus der Nachhaltigkeits­strategie auf das Thema Klima bestätigt. Ausserdem resultierten aus der Wirkungsanalyse Hinweise auf weitere mögliche Handlungsfelder in den Bereichen Ressourcen und Abfall sowie Boden und Biodiversität, die nun weiter analysiert werden.

Sustainable Development Goals (SDGs) – Nachhaltigkeitsziele der UNO

Die Nachhaltigkeitsziele der UNO richten sich primär an Staaten. Sie fordern jedoch gleichzeitig alle Akteure weltweit auf, ihren Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung zu leisten. Diesen Beitrag will Raiffeisen insbesondere als Bankengruppe mit einem sehr hohen Marktanteil im Finanzieren von Immobilien ebenfalls leisten. Der von Raiffeisen finanzierte Gebäudepark verursacht rund einen Viertel der CO2-Emissionen in der Schweiz, die aus Liegenschaften stammen. Raiffeisen ist deshalb insbesondere vom SDG 7 «saubere und bezahlbare Energie» sowie vom SDG 13 «Massnahmen zum Klimaschutz» betroffen und will in diesen Themen einen positiven Beitrag leisten.

Zehn Fokusthemen in der Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeitsgovernance

Die effektive Steuerung von Nachhaltigkeit setzt angemessene organisatorische Strukturen, Prozesse und Zuständigkeiten voraus. Die Zuständigkeiten für Nachhaltigkeit sind in der Raiffeisen Gruppe aufgeteilt. Raiffeisen Schweiz ist auf Gruppenebene zuständig für die strategische Ausrichtung im Bereich Nachhaltigkeit und für die Offenlegung von Nachhaltigkeitsinformationen. Sie berücksichtigt Nachhaltigkeitsfaktoren im Risikomanagement und entwickelt die Palette nachhaltiger Produkte und Dienstleistungen weiter. Ausserdem übernimmt Raiffeisen Schweiz die Vertretung von Nachhaltigkeitsthemen gegenüber internen und externen Stakeholdern und der Öffentlichkeit. Sie berät und unterstützt zudem die über 200 Raiffeisenbanken bei diversen Fragestellungen in Sachen Nachhaltigkeit. Die Raiffeisenbanken leben Nachhaltigkeit auf lokaler Ebene und treffen eigene Massnahmen in ihrem regionalen und lokalen Kontext. Bei Fragestellungen, die das übergeordnete Management von unternehmerischer Verantwortung und Nachhaltigkeit betreffen, können die Raiffeisenbanken über die jeweiligen Fachgremien involviert werden. Im Weiteren besteht bei strategischen Grundsatzfragen die Möglichkeit zum Austausch mit dem Raiffeisenbanken-Rat.
Der Verwaltungsrat von Raiffeisen Schweiz befasst sich sowohl als Gesamtgremium als auch in seinen einzelnen Ausschüssen regelmässig mit Nachhaltigkeitsthemen der Gruppe. Die Geschäftsleitung von Raiffeisen Schweiz setzt die Vorgaben des Verwaltungsrats um.
Die Abteilung Nachhaltigkeit, Politik & Genossenschaft ist insbesondere für strategische Fragen sowie das Nachhaltigkeitsmanagement auf Gruppenebene zuständig und verantwortet die Nachhaltigkeits­berichterstattung der Raiffeisen Gruppe. Sie rapportiert mindestens zweimal jährlich an die Geschäftsleitung und an den Strategie- und Innovationsausschuss des Verwaltungsrates sowie mindestens einmal jährlich an den Gesamtverwaltungsrat.
Die Abteilung ist organisatorisch beim Vorsitzenden der Geschäftsleitung von Raiffeisen Schweiz angesiedelt. Sie agiert als interne und externe Anlaufstelle und setzt über strategische Projekte in den zehn Fokusthemen der Nachhaltigkeitsstrategie Impulse zur Stärkung der Nachhaltigkeitsleistung. Sie ist zudem für die 2021 bei Raiffeisen Schweiz eingeführte Sorgfaltsprüfung zur Sicherstellung eines verantwortungsbewussten Geschäftsverhaltens zuständig (mehr dazu unter «5 – Verantwortung im Geschäftsverhalten»).
Die oben beschriebene Nachhaltigkeitsgovernance ist ebenfalls im Handbuch «Management unternehmerischer Verantwortung und Nachhaltigkeit in der Gruppe» festgehalten. Dieses wurde 2021 veröffentlicht und richtet sich hauptsächlich nach dem nicht zertifizierbaren Standard ISO 26000.

Berichterstattung zur Umsetzung der
Nachhaltigkeitsstrategie

Nachstehend zeigt Raiffeisen auf, welche Fortschritte sie im Berichtsjahr in der Umsetzung ihrer Nachhaltigkeitsstrategie entlang der zehn Fokusthemen erzielt hat. Die Berichterstattung folgt den Global Reporting Initiative (GRI) Standards. Dementsprechend berichtet Raiffeisen, wie sie die Fokusthemen bearbeitet und weiterentwickelt, welche Ziele sie in den Themen verfolgt, welche Massnahmen im Berichtsjahr ergriffen wurden und wer innerhalb der Gruppe zuständig ist. Die verschiedenen Kennzahlen in diesem Kapitel und im separaten GRI-Inhaltsindex zum Geschäftsbericht 2022 geben Aufschluss darüber, welche Wirkung Raiffeisen bei den relevanten Nachhaltigkeitsthemen erzeugt.

Ergänzende Publikationen

Die Offenlegung zentraler Nachhaltigkeitsinformationen im Geschäftsbericht sowie im separaten GRI-Inhaltsindex wird ergänzt durch die separate Beilage zum Geschäftsbericht 2022 «Offenlegung von Klimainformationen nach den Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD)» sowie durch den Bericht über die Umsetzung der UN Principles for Responsible Banking (UNEP). Diese Publikationen sind unter report.raiffeisen.ch/downloads und auf der Raiffeisen-Webseite raiffeisen.ch/nachhaltigkeit-offenlegung veröffentlicht.

Handlungsfeld «Management von
Nachhaltigkeit stärken»

Damit ein wirksames Management von Nachhaltigkeit in der Raiffeisen Gruppe realisiert werden kann, müssen mehrere Voraussetzungen erfüllt werden. Es braucht zunächst strategische Ziele, eine wirksame Governance für das Thema Nachhaltigkeit – einschliesslich Prozessen und Zuständigkeiten für die Operationalisierung eines verantwortungsvollen Geschäftsverhaltens – und den Einbezug der Stakeholder via Mitgliedschaften in relevanten Nachhaltigkeitsorganisationen und die Bekennung zu Nachhaltigkeitsinitiativen. Eine umfassende Offenlegung gewährleistet schliesslich, dass transparent über Fortschritte und Herausforderungen berichtet wird.

1 – Strategische Ziele setzen

Klare Ziele sind eine Grundvoraussetzung dafür, die Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens fokussiert, effektiv und effizient zu stärken. Raiffeisen setzt sich deshalb Ziele zu den zehn Fokusthemen der Nachhaltigkeitsstrategie. Die Zuständigkeiten in Sachen Zielsetzung gestalten sich wie folgt:
Die Abteilung Nachhaltigkeit, Politik & Genossenschaft ist auf Ebene Raiffeisen Gruppe für die Entwicklung, das Monitoring und das Reporting der Nachhaltigkeitsstrategie im Einklang mit der aktuellen Strategie «Raiffeisen 2025» zuständig. Sie arbeitet bei der Entwicklung und Überprüfung der Ziele und Massnahmen für die einzelnen Fokusthemen eng mit den jeweils zuständigen Fachbereichen zusammen. Letztere überprüfen die gesetzten Ziele laufend und passen sie bei Bedarf an. Im Berichtsjahr wurden diese Ziele punktuell geschärft und vertieft. Die wesentlichen Themen, Ziele und Massnahmen im Bereich Nachhaltigkeit werden mit den Stakeholdern auf jährlicher Basis überprüft.
Eine Tabelle zu Beginn jedes Abschnitts umreisst nachfolgend die Zielsetzungen der Fokusthemen und gibt einen Überblick über die wichtigsten Meilensteine, die im Berichtsjahr erreicht wurden. Im Handlungsfeld «Wirkung erzielen» werden zusätzlich explizite Wirkungsindikatoren angegeben. Mit diesem Vorgehen will Raiffeisen die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen, transparent abbilden und eine effektive Messung der Zielerreichung in den einzelnen Fokusthemen ermöglichen.

2 – Governance stärken

Die Governance rund um das Nachhaltigkeitsmanagement in der Raiffeisen Gruppe wurde im Berichtsjahr weiter gestärkt. Im Juli 2022 hat die Geschäftsleitung von Raiffeisen Schweiz die Nachhaltigkeitsstrategie als «funktionale» Strategie eingeordnet. Durch diese Entscheidung ist die Nachhaltigkeitsstrategie formell in der Raiffeisen Gruppe verankert, und die Relevanz des Themas wird weiter unterstrichen.
Die Governance des Risikomanagements bezüglich klimabezogener Finanzrisiken und weiterer ESG-Faktoren und die damit verbundene Aufgabenteilung zwischen Risk Control und der Abteilung Nachhaltigkeit, Politik & Genossenschaft sind in der separaten Beilage zum Geschäftsbericht 2022 «Offenlegung von Klimainformationen nach den Empfehlungen der TCFD» zu finden. Im Anlage- und Vorsorgethema wurde die Zusammenarbeit zwischen dem Investment & Vorsorge-Center und der Abteilung Politik, Nachhaltigkeit & Genossenschaft durch den Einsitz der Abteilung im Positionierungs- und Risikomeeting (PRM) beim Thema Impact (Wirkung) sowie im neu etablierten Fachkomitee Nachhaltiges Anlegen institutionalisiert.
Die Einbindung der Abteilung Nachhaltigkeit, Politik & Genossenschaft in den Leistungseinführungs- und Leistungsabschaffungsprozess wurde im Berichtsjahr weiter formalisiert und somit verbessert. In diesem Prozess wird über die Einführung und Abschaffung von Produkten und Dienstleistungen entschieden oder Letztere auf deren Leistung überprüft. Die Geschäftsleitung ist ebenfalls in diesen Prozess involviert.
Zudem wurde ein neuer Zertifizierungsprozess zur Umweltmanagementnorm ISO 14001 gestartet. Nach der bereits Anfang 2022 erfolgten ISO-14000-Zertifizierung von Raiffeisen Schweiz können sich nun auch die Raiffeisenbanken – mit Unterstützung durch Raiffeisen Schweiz – nach ISO 14000 zertifizieren lassen.
Mitte 2022 wurde die Abteilung Corporate Responsibility & Nachhaltigkeit mit der Abteilung Politik, Geschichte & Genossenschaft zu einer neuen Abteilung Nachhaltigkeit, Politik & Genossenschaft zusammengeführt und unter die bisherige Leitung der Abteilung Corporate Responsibility & Nachhaltigkeit gestellt. Mit dieser organisatorischen Massnahme verfolgt Raiffeisen unter anderem die verstärkte Berücksichtigung von Aspekten rund um unternehmerische Verantwortung und Nachhaltigkeit im Rahmen der politischen Positionierung des Unternehmens.
Die Nachhaltigkeitsstrategie sieht zudem vor, die Raiffeisenbanken künftig durch einen intensiveren Austausch noch stärker in die strategische Umsetzung von Nachhaltigkeit zu integrieren als bisher. Dadurch sollen das gemeinsame Verständnis von Nachhaltigkeit in der Raiffeisen Gruppe gestärkt und die Umsetzung der Strategie weiter vorangetrieben werden.

3 – Externe Stakeholder einbeziehen

Stakeholder (Anspruchsgruppen oder Interessengruppen) sind Personen oder Personengruppen, die direkt oder indirekt von der Geschäftstätigkeit von Raiffeisen betroffen sind. Sie haben Erwartungen, Interessen oder Ansprüche an die verantwortungsvolle und langfristig erfolgreiche Geschäftstätigkeit von Raiffeisen.

Dialog mit den Stakeholdern

Raiffeisen misst dem regelmässigen und offenen Dialog mit ihren Stakeholdern grosse Bedeutung zu. Die Raiffeisenbanken sind ihrerseits dank der genossenschaftlichen Eigenständigkeit sehr nahe an ihren Kundinnen und Kunden. Durch ihre Präsenz vor Ort sind die Banken eng mit den lokalen und regionalen Akteuren verbunden und im regelmässigen Austausch. Auf Ebene Raiffeisen Schweiz werden die wichtigsten internen und externen Stakeholder im Bereich Nachhaltigkeit jährlich mindestens einmal zu einem Austausch eingeladen. In diesem Rahmen wurden auch 2022 die wesentlichen Themen und die Strategie erneut überprüft und bestätigt (vgl. Wesentlichkeitsmatrix). Die strategischen Vorhaben von Raiffeisen, zum Beispiel der Ansatz zur Umsetzung der neuen Offenlegungspflichten (Art. 964a ff. Obligationenrecht) oder die Durchführung einer erstmaligen Impact-Analyse im Rahmen der Principles for Responsible Banking, wurden begrüsst. Mit Bezug zur Nachhaltigkeitsstrategie wurden vor allem die von Raiffeisen gesetzten Schwerpunkte sowie zukünftige Herausforderungen diskutiert. Raiffeisen und auch die verschiedenen Anspruchsgruppen sehen nach wie vor Fragestellungen zu Klimawandel, Biodiversität und den Menschenrechten als zukünftige Herausforderungen des Finanzplatzes. Raiffeisen hat sich 2022 mit diesen Themen intensiv auseinandergesetzt. Sie hat im Berichtsjahr die Klimastrategie (Teil der Nachhaltigkeitsstrategie, mehr dazu in der separaten Beilage zum Geschäftsbericht 2022 «Offenlegung von Klimainformationen nach den Empfehlungen der TCFD») geschärft und die Klimaberichterstattung wesentlich ausgebaut. Das Biodiversitätsthema ist mit der Klimawandelthematik eng verbunden und wird von Raiffeisen noch vertiefter analysiert. Als Retailbank mit genossenschaftlichem Geschäftsmodell, welches sich hauptsächlich auf den Schweizer Markt fokussiert, ist Raiffeisen gegenüber Menschenrechtsverletzungen weniger ausgesetzt, verfügt aber dennoch über angemessene interne Regelungen (siehe Abschnitt «Sorgfaltsprüfung auf verantwortungsbewusstes Geschäftsverhalten»).

Mitgliedschaften bei Organisationen und Initiativen

Raiffeisen hat den Austausch mit verschiedenen Stakeholdern unter anderem über Mitgliedschaften bei nationalen und internationalen Organisationen und Initiativen institutionalisiert. In folgenden spezifisch auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Organisationen ist Raiffeisen Mitglied:
  • Swiss Sustainable Finance (Gründungsmitglied), seit 2014
  • Verband für nachhaltiges Wirtschaften (öbu), seit 2007
  • Klimastiftung Schweiz (Gründungsmitglied), seit 2008
  • Green and Sustainable Finance Working Group der European Association of Cooperative Banks, seit 2018
  • Swiss Better Gold Association, seit 2019
  • Principles for Responsible Banking (PRB) der United Nations Environment Programme Finance Initiative (UNEP-FI), seit 2021
  • Partnership on Carbon Accounting Financials (PCAF), seit 2021
  • CEO4Climate, seit 2021
Diese Mitgliedschaften lieferten Raiffeisen auch im Berichtsjahr wichtige Impulse, bekräftigten den strategischen Fokus und verstärkten die gewählten Stossrichtungen insbesondere im Bereich Klimawandel und bezüglich der Berichterstattungspflichten. Raiffeisen berücksichtigt bei der Offenlegung von Klimainformationen zudem die Empfehlungen der TCFD.

Schweizweites Engagement für Wirtschaft, Kultur und Sport

Die lokale Verankerung ist ein Grundgedanke der Raiffeisen Gruppe und prägt ihr dezentrales Geschäftsmodell. Dementsprechend ist neben dem nationalen Engagement von Raiffeisen Schweiz auch der Austausch mit lokalen Stakeholdern aus Wirtschaft, Kultur und Sport und deren Unterstützung vor Ort durch die Raiffeisenbanken sehr wichtig für die Raiffeisen Gruppe. Ein breites Engagement für die Gesellschaft unterstützt das Ziel einer nachhaltigen Schweiz und hat positive Auswirkungen auf den Alltag von Kundinnen und Kunden sowie von externen Anspruchsgruppen (wie beispielsweise Vereinen oder Initiativen).
Der dezentrale Ansatz kommt insbesondere beim Sponsoring-Engagement wie auch bei der Vergabe von Spenden zum Tragen und stärkt so die Marke Raiffeisen in der ganzen Schweiz. Dies zeigt sich zum Beispiel in der Förderung von rund 20’000 Nachwuchssportlerinnen und -sportlern im Skisport. Zudem ist Raiffeisen beim Schweizer Museumspass stark engagiert, der kostenlosen Zutritt zu über 500 Partnermuseen in der ganzen Schweiz ermöglicht. Das gesamte Sponsoring-Engagement der Raiffeisen Gruppe beträgt rund 23 Millionen Franken pro Jahr. Wirtschaftliche, soziale und kulturelle Beiträge und Spenden belaufen sich auf zusätzlich über 6 Millionen Franken.
Mit lokalhelden.ch stellt Raiffeisen seit 2017 eine kostenlose Plattform für die Finanzierung von lokalen Projekten über Spenden zur Verfügung. Bis Ende 2022 konnten über lokalhelden.ch bereits nahezu 37 Millionen Franken an Spendengeldern für über 2’000 Projekte gesammelt werden. Die grösste Sammelsumme lag 2022 bei über 450’000 Franken. Mit diesem Betrag konnte das Skigebiet Hochwang gerettet werden. Im Sinne des Genossenschaftsprinzips der Bankengruppe setzt Raiffeisen mit lokalhelden.ch die Idee des Crowdfundings lokal und regional um und leistet so einen wichtigen Beitrag für eine lebendige, sportliche, kulturelle und soziale Schweiz.
Angesichts der Ereignisse in der Ukraine lancierte Raiffeisen eine Sammelaktion auf lokalhelden.ch zugunsten der notleidenden Menschen im Kriegsgebiet. In kurzer Zeit kamen so über 3,4 Millionen Franken zusammen, die dem Schweizerischen Roten Kreuz übergeben wurden.
Darüber hinaus möchte Raiffeisen auch das eigenverantwortliche Engagement ihrer Mitarbeitenden für Kultur, Sport und Gesellschaft ermöglichen. Deshalb stellt Raiffeisen ihren Mitarbeitenden – unter Berücksichtigung ihres Personalreglements und nach Absprache mit den Vorgesetzten – Zeit zur Verfügung, öffentliche Aufgaben auch während der Arbeitszeit wahrzunehmen.

Unterstützung des politischen Milizsystems

Ein funktionierendes politisches System sowie der Austausch mit den politischen Stakeholdern ist für Raiffeisen als dezentral organisierte, in der ganzen Schweiz präsente Genossenschaftsgruppe wichtig. Wie bereits in den Vorjahren hat Raiffeisen auch im Berichtsjahr mit ihrer Parteienfinanzierung einen Beitrag zum Funktionieren des auf dem Milizgedanken basierenden politischen Systems der Schweiz geleistet. Jährlich zahlt Raiffeisen insgesamt 246’000 Franken an alle in der Schweizerischen Bundesversammlung vertretenen Parteien. Dieser Betrag wird je zur Hälfte auf National- und Ständerat und nachfolgend gemäss Sitzzahl auf die Parteien verteilt. Damit wird der Gleichwertigkeit der beiden Kammern sowie der föderal-dezentralen politischen Staatsordnung der Schweiz Rechnung getragen. Die Parteien haben keine Rechenschaftspflicht über die Verwendung des Geldes. Die Zahlung ist nicht an politisches Wohlwollen oder Abstimmungsverhalten geknüpft.

4 – Transparenz gewährleisten

Transparenz ist für die genossenschaftlich organisierte Raiffeisen Gruppe zentral. Die Stakeholder von Raiffeisen – insbesondere die über zwei Millionen Genossenschafterinnen und Genossenschafter – sollen sich ein umfassendes Bild machen können zu Raiffeisen als Unternehmen. Dementsprechend will Raiffeisen auch bei der Offenlegung ihrer Nachhaltigkeitsleistung hohe Standards erfüllen. Sie hält sich deshalb an die weltweit anerkannten GRI-Standards. Im Berichtsjahr hat Raiffeisen nicht nur auf den aktualisierten GRI-Standard 2021 umgestellt, sondern auch ihre nichtfinanzielle Offenlegung einer externen Überprüfung mit beschränkter Sicherheit («Limited Assurance») durch Ernst & Young Schweiz (EY) unterzogen.
Ausserdem orientiert sich Raiffeisen an den UN Principles for Responsible Banking und den Empfehlungen der TCFD. 2022 hat Raiffeisen ihren ersten Bericht zur Umsetzung dieser Prinzipien veröffentlicht. Zudem wurde die Offenlegung von Klimainformationen weiter gestärkt und als separater Bericht publiziert. Darüber hinaus hat Raiffeisen wie bereits im Jahr 2020 beim freiwilligen Klimaverträglichkeitstest PACTA (Paris Agreement Capital Transition Assessment) des Bundes teilgenommen. Die Zusammenfassung der individuellen Ergebnisse für die Raiffeisen Gruppe hat Raiffeisen auf ihrer Website veröffentlicht ( raiffeisen.ch/nachhaltigkeit-offenlegung). Mehr zum Klimaverträglichkeitstest in der separaten Beilage zum Geschäftsbericht 2022 «Offenlegung von Klimainformationen nach den Empfehlungen der TCFD».

Gute Noten in ESG-Ratings

Die solide Nachhaltigkeitsleistung und die transparente Berichterstattung darüber zahlen sich aus. Raiffeisen hat in mehreren relevanten Nachhaltigkeitsratings gute Bewertungen. Beim WWF-Rating 2020/21 der grössten Retailbanken der Schweiz erzielte Raiffeisen einen Platz in der Spitzengruppe und gehört auch beim International-Shareholder-Services (ISS)-ESG-Rating weiterhin zur Kategorie «Prime» und damit zu den besten zehn Prozent der Vergleichsgruppe öffentliche und regionale Banken. Das Rating basiert auf von Raiffeisen Schweiz für die gesamte Gruppe offengelegten Informationen. Im Berichtsjahr hat Raiffeisen damit begonnen, weitere sich im Markt etablierende ESG-Ratings und die spezifischen Informationsbedürfnisse der einzelnen Ratingagenturen zu analysieren. Der Entscheid, inwieweit Raiffeisen neben dem Rating von ISS ESG noch weitere ESG-Ratings priorisieren will, steht noch aus.

Nichtfinanzielle Berichterstattung

Per 1. Januar 2022 sind mit Art. 964a ff. Bestimmungen im Schweizer Obligationenrecht (OR) zur Transparenz über nichtfinanzielle Belange in Kraft getreten. Demnach müssen Schweizer Unternehmen unter gewissen Umständen nichtfinanzielle Informationen offenlegen. Diese Bestimmungen müssen spätestens für das Geschäftsjahr 2023 umgesetzt werden. Die Raiffeisen Gruppe ist von dieser Pflicht betroffen. Dementsprechend muss sie gemäss Art. 964b OR Rechenschaft zu Belangen in den Bereichen Umwelt, Soziales, Arbeitnehmerrechte, Korruption und Menschenrechte ablegen. Die Verordnung über Sorgfaltspflichten und Transparenz bezüglich Mineralien und Metallen aus Konfliktgebieten und Kinderarbeit (VSoTr) führt die Offenlegungspflichten hinsichtlich Kinderarbeit und Konfliktmineralien weiter aus. Die Verordnung zur verbindlichen Klimaberichterstattung grosser Unternehmen tritt per 1. Januar 2024 in Kraft. Raiffeisen legt entsprechende Informationen bereits im Rahmen ihrer Geschäftsberichterstattung 2022 offen. Primär sind die Klimainformationen in der separaten Beilage zum Geschäftsbericht 2022 «Offenlegung von Klimainformationen nach den Empfehlungen der TCFD» zu finden ( report.raiffeisen.ch/downloads). Weitere Informationen finden sich in den Kapiteln «Nachhaltigkeit» und «Mitarbeitende» in diesem Lagebericht.

5 – Verantwortung im Geschäftsverhalten

Als genossenschaftlich organisiertes Unternehmen will Raiffeisen ihr Geschäft verantwortungsvoll ausgestalten. Sie orientiert sich dabei an den geltenden gesetzlichen und regulatorischen Vorgaben (Compliance). Raiffeisen berücksichtigt Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren angemessen im Rahmen des Risikomanagements und leistet auch geschäftsethischen Überlegungen Folge. Als Genossenschaftsbank fokussiert Raiffeisen auf den Schweizer Retailmarkt. Dementsprechend ist für Raiffeisen insbesondere die Schweizer Rechtsordnung und Regulierung massgeblich. Durch eine umfassende Compliance-Überwachung stellt Raiffeisen sicher, dass nationale und internationale Vorgaben eingehalten werden.

Als Finanzinstitut legt Raiffeisen dabei unter anderem besonderes Gewicht auf die einschlägigen Regelungen zur Korruptionsbekämpfung, zur Bekämpfung von Terrorismusfinanzierung und zur Geldwäschereiabwehr. Bereits 2018 hat Raiffeisen den Grundsatz in der Risikopolitik verankert, dass Umwelt-, Gesellschafts- und Governance-Faktoren beim Risikomanagement angemessen zu berücksichtigen seien. Im Geschäftsjahr 2021 hat Raiffeisen Schweiz eine Sorgfaltsprüfung etabliert, mit der ein verantwortungsbewusstes Geschäftsverhalten sichergestellt werden soll. Die Prüfung ist für Raiffeisen Schweiz besonders relevant, weil Raiffeisen Schweiz im Vergleich zu den Raiffeisenbanken mit ihren Geschäftsaktivitäten eher mit gravierenden negativen Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft in Berührung kommen könnte (siehe Abschnitt «Sorgfaltsprüfung auf verantwortungs­bewusstes Geschäftsverhalten»). Die Geschäftsaktivitäten von Raiffeisen fokussieren im Wesentlichen auf die Hypothekar- und Firmenkreditvergabe in der Schweiz und auf Anlage- und Vorsorgelösungen für die Schweizer Bevölkerung.

Raiffeisen stellt die Einhaltung des rechtlichen Rahmens mittels interner Regulatorien und Prozesse sicher, ermittelt Kennzahlen und legt diese gemäss GRI offen (siehe Tabelle «Social Compliance und Korruptions­bekämpfung»). Die entsprechenden Ergebnisse für das Berichtsjahr wertet Raiffeisen als positiv und sieht deshalb keinen akuten Handlungsbedarf in diesem Thema.

Sicherstellung der Compliance

Das Bankengeschäft in der Schweiz ist stark reguliert. Die Raiffeisen Gruppe orientiert sich an den gesetzlichen, regulatorischen und standesrechtlichen Vorgaben und Prozessen des Finanzplatzes. Der Bereich Legal & Compliance von Raiffeisen Schweiz überwacht die Entwicklung der rechtlichen Risiken für die gesamte Gruppe. Er rapportiert die wesentlichen Rechtsrisiken halbjährlich der Geschäftsleitung von Raiffeisen Schweiz und dem Risikoausschuss des Verwaltungsrats von Raiffeisen Schweiz. Einmal pro Jahr berichtet der Bereich dem gesamten Verwaltungsrat von Raiffeisen Schweiz.
Die Einhaltung der einschlägigen Regelungen wird in der Raiffeisen Gruppe über das Modell der «Three Lines of Defence» sichergestellt. Die Raiffeisenbanken stellen über die Frontmitarbeitenden sowie die Back-Office-Funktionen die erste Verteidigungslinie sowie über die Spezialfunktionsträgerinnen und -träger für Compliance-Themen (Geldwäschereibeauftragte, Compliance-Beauftragte, Responsible Officers) die zweite Verteidigungslinie sicher. Raiffeisen Schweiz nimmt im Sinne einer Systemverantwortung weitere, übergeordnete Aufgaben der zweiten Verteidigungslinie wahr. Dazu gehören insbesondere die Erstellung und Pflege der gruppenweiten Compliance-Regelungen, die Schulung der Spezialfunktionsträgerinnen und -träger der Raiffeisenbanken sowie das Sicherstellen der Reportinglinie. Die Interne Revision bildet die dritte Verteidigungslinie. Über gruppeninterne Prozesse werden die erforderliche Kontrolle und Überwachung sowie das Management von Risiken sichergestellt.
Mehr zum Umgang mit Rechts- und Compliance-Risiken im Kapitel «Risikobericht».

Korruptionsbekämpfung und Geldwäschereiprävention

Eine besonders grosse Bedeutung misst der Regulator der Bekämpfung von Korruption, Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung bei. Korruption gefährdet den Rechtsstaat und begünstigt Ineffizienz und Wettbewerbs­verzerrung. Die Raiffeisen Gruppe beugt Korruptionsfällen mit präventiven Massnahmen vor. Dazu gehören zum Beispiel die Überwachung von Geschäftsbeziehungen und Transaktionen sowie die laufende Sensibilisierung der Mitarbeitenden. Alle Mitarbeitenden und Mitglieder der Kontrollorgane von Raiffeisen Schweiz (100 Prozent) sind verpflichtet, regelmässig an Schulungen zur Korruptionsprävention teilzunehmen. Den Raiffeisenbanken steht es frei, diese Schulungen für ihre Mitarbeitenden verpflichtend zu machen. Die Verantwortlichkeiten für die Korruptionsprävention sind über alle Instanzen definiert, in internen Richtlinien verankert und werden von den einzelnen Raiffeisenbanken in ihrem Geschäftskreis wahrgenommen. Für das Eingehen von Geschäfts­beziehungen mit politisch exponierten Personen, zur Bekämpfung von Geldwäscherei und Terrorismus­finanzierung sowie zur Einhaltung geltender Gesetze im Bereich der Wirtschafts- und Handelssanktionen gelten strenge interne Richtlinien.
Interne Richtlinien zu Interessenkonflikten, zur Entgegennahme von Geschenken sowie zu aktiver und passiver Bestechung sind im Personalreglement verankert. Alle Mitarbeitenden von Raiffeisen Schweiz und der Raiffeisen Pensionskasse sowie alle Mitglieder der Kontrollorgane erhalten das Personalreglement und bestätigen mit Unterzeichnung des Arbeits- beziehungsweise Mandatsvertrages die Kenntnisnahme der besagten Vorgaben. Die Mitarbeitenden der Raiffeisenbanken erhalten entweder ebenfalls das Personalreglement von Raiffeisen Schweiz oder eine gleichwertige Alternative der jeweiligen Raiffeisenbank. Geschäftspartnerinnen und -partner, von denen Raiffeisen Güter und Dienstleistungen bezieht, werden via Lieferantenkodex für die Korruptions­bekämpfung sensibilisiert. Darin wird ausdrücklich vorgeschrieben, dass jegliche Form von Korruption, Bestechung, Geldwäscherei, Erpressung, Unterschlagung oder Schmiergeldzahlungen untersagt und zu verhindern sei. Allgemeine Standards und die internen Richtlinien zur Korruptionsbekämpfung sind ein integraler Bestandteil des internen Regulierungssystems von Raiffeisen Schweiz. Sie unterliegen der internen Prüfung und, sofern aufsichtsrechtliche Aspekte betroffen sind, zusätzlich den externen aufsichtsrechtlichen Prüfungen.
Neben Raiffeisen Schweiz sind auch die Raiffeisenbanken direkt für die Umsetzung der Geldwäschereiprävention verantwortlich. Jede Raiffeisenbank hat eine für Geldwäschereithemen beauftragte Person. Diese Personen werden jährlich durch Raiffeisen Schweiz in spezifischen Themen geschult und in ihrer Arbeit fachlich unterstützt. Bei Verdacht auf Geldwäscherei oder Terrorismusfinanzierung erstatten die Geldwäscherei­beauftragten der Raiffeisenbanken in Abstimmung mit Raiffeisen Schweiz eine Verdachtsmeldung an die Meldestelle für Geldwäscherei. Raiffeisen Schweiz koordiniert das weitere Vorgehen und unterstützt die Raiffeisenbanken in der Umsetzung der erforderlichen Massnahmen.
Die Raiffeisenbanken erstellen periodisch und gemäss den Vorgaben von Raiffeisen Schweiz Analysen der Geldwäscherei- und Terrorismusfinanzierungsrisiken zuhanden der Bankleitung und übermitteln die Reportings auch an Raiffeisen Schweiz. Der Bereich Legal & Compliance von Raiffeisen Schweiz überwacht die Entwicklungen gruppenweit und rapportiert die wesentlichen Risiken vierteljährlich dem Risikoausschuss und dem Verwaltungsrat von Raiffeisen Schweiz. Der Verwaltungsrat trägt auf höchster Ebene die strategische Verantwortung für eine angemessene Korruptionsbekämpfung.

ESG-Faktoren im Risikomanagement

Raiffeisen versteht ESG-Faktoren, also Faktoren rund um die Themen Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance), im Kontext des Risikomanagements nicht als eigenständige Risikokategorien, sondern als «Treiber» bestehender Risikokategorien, das heisst unter anderem von Kredit- und Marktrisiken sowie von operationellen Risiken. Dementsprechend werden ESG-Faktoren bei Raiffeisen in das bestehende Raiffeisen-Risikomanagement-Rahmenwerk (vgl. Kapitel «Risikobericht» und in der separaten Beilage zum Geschäftsbericht 2022 «Offenlegung von Klimainformationen nach den Empfehlungen der TCFD», Seiten 17–18) integriert und so von der Risikostrategie, der Risikobereitschaft und der Risikopolitik der Raiffeisen Gruppe miterfasst. Raiffeisen beobachtet und überwacht die ESG-Risikotreiber, insbesondere klimabezogene Finanzrisiken, periodisch und in angemessenem Umfang. ESG-Faktoren haben, basierend auf einer intern durchgeführten und extern plausibilisierten Prüfung der ESG-Risikomatrix, generell keine wesentliche Auswirkung auf die bestehenden Risikoarten von Raiffeisen. Dementsprechend werden ESG-Faktoren heute beispielsweise bei der Kreditvergabe nicht spezifisch bewertet (siehe jedoch die geschäftsethisch motivierte Sorgfaltsprüfung auf verantwortungsvolles Geschäftsverhalten). Implizit werden ESG-Faktoren jedoch zum Beispiel bei der Bewertung von Immobilien oder grösseren Unternehmen berücksichtigt. Bei der Beurteilung des allgemeinen Zustands einer Immobilie fliesst zum Beispiel die Energieeffizienz mit in die Bewertung ein. Bei der Bewertung der Strategie und des Geschäftsmodells von Unternehmen werden Nachhaltigkeitsthemen wie Klimaverträglichkeit auch implizit berücksichtigt.

Bereits im Jahr 2020 hat Raiffeisen, unterstützt von einem externen Beratungsunternehmen, den Faktor Klimawandel einer eingehenden qualitativen Analyse hinsichtlich dessen Wirkung auf die bestehenden Risikoarten unterzogen. Im Folgejahr hat Raiffeisen – wiederum mit externer Unterstützung – diese Analyse hinsichtlich aller anderen relevanten ESG-Faktoren durchgeführt. Im Berichtsjahr hat ein zweiter externer Partner diese Analyse mit Fokus auf die Auswirkung des Klimawandels geprüft. Die Wirkungsanalyse hat ergeben, dass für die geprüften ESG-Faktoren keine weitergehende Risikoquantifizierung notwendig ist. Die ESG-Faktoren werden entweder bereits angemessen im Risikomanagement berücksichtigt oder in ihrer Wirkung auf die bestehenden Risikoarten für Raiffeisen als unwesentlich eingeschätzt.

Sorgfaltsprüfung auf verantwortungsbewusstes Geschäftsverhalten

Raiffeisen Schweiz hat 2021 eine Sorgfaltsprüfung etabliert, mit der ein verantwortungsbewusstes Geschäftsverhalten sichergestellt werden soll. Mit dieser Sorgfaltsprüfung will Raiffeisen verhindern, dass sie über Geschäftstätigkeiten gravierende Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden verursacht, dazu beiträgt oder damit in Verbindung gerät. Mit dem Sorgfaltsprüfungsprozess werden entsprechende Vorgaben des Verwaltungsrates umgesetzt, der die Verantwortung für die geschäftsethische Positionierung von Raiffeisen trägt. Der Sorgfaltsprüfungsprozess wurde zunächst bei Raiffeisen Schweiz eingeführt und erfasst die Kreditvergabe, Wertschriftenemissionen, den physischen Edelmetallhandel, Lieferantenbeziehungen und seit 2022 auch Treasury- und Markets-Geschäfte, insbesondere mit ausländischen Banken.
Die Prüfung besteht aus einer Erstprüfung durch die für das jeweilige Geschäft zuständige Fachstelle. Diese hat zum Ziel, Geschäfte mit erhöhten Risiken zu identifizieren und einer eingehenderen Zweitprüfung durch die Abteilung Nachhaltigkeit, Politik & Genossenschaft unterziehen zu lassen. Die Sorgfaltsprüfung beinhaltet klar definierte Auslöser und Risikoeskalationsprozesse bis hin zur Geschäftsleitung. Bei der Kreditfinanzierung und bei der Wertschriftenemission werden zudem Unternehmen aus gewissen Sektoren generell ausgeschlossen. Bei Lieferantenbeziehungen werden zum Teil Zertifizierungen oder sonstige Standards vorausgesetzt. Teil der Sorgfaltsprüfung ist auch eine umfassende Kontrolle des von der Sorgfaltsprüfung erfassten Bestandsgeschäfts (beispielsweise auf Portfolioebene) durch die Abteilung Nachhaltigkeit, Politik & Genossenschaft.
Die Sorgfaltsprüfung zur geschäftsübergreifenden Sicherstellung eines verantwortungsbewussten Geschäftsverhaltens wurde im Berichtsjahr auf alle Treasury- und Markets-Geschäfte ausgeweitet. Im Weiteren wurden der Prozess und die Zuständigkeiten rund um die Sorgfaltsprüfung im Zusammenhang mit der Annahme von physischen Edelmetallen in einer separaten Fachweisung detailliert festgehalten und die Sorgfaltsprüfung beim Einkauf um eine spezifische Prüfung auf Kinder- und Zwangsarbeit ergänzt (siehe Abschnitt «Keine Kinder- und Zwangsarbeit in der Lieferkette»).
Mit der Sorgfaltsprüfung wurden bei Raiffeisen Schweiz eine inhaltliche Richtlinie und ein Prüfsystem zur Steuerung von ESG-Themen bei verschiedenen Geschäftstätigkeiten einschliesslich der Finanzierung eingeführt. Mit dieser verbindlichen Richtlinie werden bei der Kreditvergabe nicht nur Umwelt-, sondern auch alle ESG-Aspekte berücksichtigt. Sie stellt demzufolge eine weitreichende Kreditpolitik im Bereich Nachhaltigkeit dar. Da der Schwerpunkt des Geschäftsmodells von Raiffeisen im Schweizer Retailbankenmarkt liegt, Kundinnen und Kunden damit fast ausschliesslich in der Schweiz domiziliert sind und die Schweiz ein gut funktionierender Rechtsstaat mit wirksam durchgesetzten Umwelt- und Sozialgesetzen ist, erachtet es Raiffeisen nicht als erforderlich, neben diesem System noch separate interne Richtlinien zu spezifischeren Themen wie beispielsweise Landwirtschaft, Abholzung, Bergbau oder Öl- und Gasförderung festzulegen. Alle Inhalte der Sorgfaltsprüfung inklusive der geschäftsethischen Positionierung sind ein integraler Bestandteil des internen Regulierungssystems von Raiffeisen Schweiz und unterliegen der internen Prüfung und, sofern aufsichtsrechtliche Aspekte betroffen sind, auch externen aufsichtsrechtlichen Prüfungen.
Dass die Sorgfaltsprüfung zunächst nur bei Raiffeisen Schweiz eingeführt wurde, liegt daran, dass Raiffeisenbanken beinahe ausschliesslich Schweizer Kundinnen und Kunden mit den für eine Retailbank typischen Finanzprodukten und -dienstleistungen bedienen. Für die Betreuung von grossen Firmenkunden ist grundsätzlich Raiffeisen Schweiz zuständig. Sie betreut auch den wesentlichen Teil der mittelgrossen bis grossen Unternehmen. Nur Raiffeisen Schweiz emittiert zudem Wertschriften für Firmenkunden und ist für den physischen Edelmetallhandel zuständig. Zudem beschafft Raiffeisen Schweiz auch den grössten Teil der Waren und Dienstleistungen für die gesamte Gruppe. Entsprechend dem risikobasierten Ansatz, den Raiffeisen bei der Sorgfaltsprüfung verfolgt, sind Risiken im Zusammenhang mit gravierenden negativen Auswirkungen auf die Menschenrechte und die Gesellschaft allgemein sowie auf die Umwelt (ESG-Risiken) bei Raiffeisenbanken markant geringer im Vergleich zu Raiffeisen Schweiz. Dennoch wurde 2022 in der Gruppe der Austausch über den Einbezug der Raiffeisenbanken in die Sorgfaltsprüfung lanciert.
Zweitprüfungen und eskalierte Fälle zur Sicherstellung eines verantwortungsvollen
Geschäftsverhaltens bei Raiffeisen Schweiz1
Anzahl2022
Zweitprüfung45
An die Geschäftsleitung eskalierte Fälle1
1 Diese Zahlen werden erst seit 2022 erhoben.

Mineralien und Metalle aus Konfliktgebieten

Bei der Annahme von Edelmetallbarren und -münzen fokussiert sich Raiffeisen Schweiz bereits seit mehreren Jahren auf ein enges Netz etablierter Partnerunternehmen. Raiffeisen-Edelmetallbarren werden ausschliesslich von der Raffinerie Argor-Heraeus in der Schweiz hergestellt. Das darin verarbeitete Gold wird ausschliesslich aus bestimmten, von der Raffinerie zusammen mit Raiffeisen basierend auf definierten Kriterien identifizierten Minen – gegenwärtig aus Nord- und Südamerika – hergestellt. Die Minen können von Raiffeisen-Kundinnen und ‑Kunden bei jedem Barren basierend auf der Barrennummer identifiziert werden. Seit 2021 bezieht Raiffeisen auch Gold von kleineren Minen aus Kolumbien. Auch wurde eine neue Lieferantenbeziehung zu einer kleinen Mine in Peru etabliert. Solche Minen sind Teil der Swiss Better Gold Initiative, die von Swiss Better Gold und vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) unterstützt wird. Kleinere Goldproduzenten und deren Umfeld werden von der Initiative mit Umwelt- und Sozialprojekten und hinsichtlich Wirtschaftlichkeit unterstützt. Im Berichtsjahr wurde die Unterstützung von vier Projekten in Kolumbien lanciert. Die übrigen von Raiffeisen gehandelten Edelmetallbarren stammen ausschliesslich aus LBMA- oder LPPM-akkreditierten Herstellungsbetrieben. Im Rahmen dieser Akkreditierung wird auch die Einhaltung der OECD-Due Diligence Guidance für Responsible Supply Chains of Minerals from Conflict-Affected and High Risk Areas geprüft. Vor dem Hintergrund des im Berichtsjahr in der Schweiz diskutierten Goldes aus russischer Herkunft hat Raiffeisen ihre Bestände per 31. Dezember 2022 geprüft und keine entsprechenden Barren identifiziert.

Keine Kinder- und Zwangsarbeit in der Lieferkette

Die wichtigsten Beschaffungsposten für den Betrieb des Bankstellennetzes sind Immobilien, IT-Hard- und ‑Software, Dienstleistungen, Mobiliar sowie der Fuhrpark. Aufgrund des Geschäftsmodells besteht für Raiffeisen ein vergleichsweise geringes Risiko, Produkte und Dienstleistungen, die in Kinder- oder Zwangsarbeit erstellt beziehungsweise geleistet werden, einzukaufen. Dennoch hat Raiffeisen Schweiz 2022 eine spezifische Prüfung auf Kinder- und Zwangsarbeit als Teil der Sorgfaltsprüfung auf verantwortungsbewusstes Geschäftsverhalten eingeführt. Die entsprechende Prüfung enthält eine Liste von Gütern, die häufig mittels Kinder- oder Zwangsarbeit produziert werden. Sie orientiert sich an einer Liste des Bureau of International Labor Affairs des US Departement of Labor, welche gemäss deren Auskunft globale Gültigkeit hat.

Lieferantenkodex

Der Raiffeisen-Lieferantenkodex ist Teil der im Jahr 2021 eingeführten, formellen internen Sorgfaltsprüfung. Raiffeisen erwartet, dass die im Kodex aufgeführten Grundsätze von den Lieferanten, von deren Mitarbeitenden sowie von all ihren Subunternehmen und deren Mitarbeitenden eingehalten werden. Dies betrifft insbesondere auch das Thema Kinderarbeit. Die Lieferanten verpflichten sich, keine Kinder einzustellen, und akzeptieren auch bei ihren Subunternehmen oder ihren Zulieferern keine Kinderarbeit. Im Berichtsjahr konnte die Verankerung des Lieferantenkodex in den Vertrags-Templates gestärkt werden.
Social Compliance und Korruptionsbekämpfung1
GRI-Indikator2022
Social Compliance
Erhebliche Bussgelder und nichtmonetäre Sanktionen aufgrund von Nichteinhaltung von Gesetzen und/oder Vorschriften im sozialen und wirtschaftlichen BereichGRI 2-270
Korruptionsbekämpfung
Gesamtzahl und Prozentsatz der Raiffeisenbanken, die auf Korruptionsrisiken geprüft werdenGRI 205-1100%
Erhebliche Korruptionsrisiken, die im Rahmen der Risikobewertung ermittelt wurdenGRI 205-10
Gesamtzahl und Art der bestätigten KorruptionsvorfälleGRI 205-30
1 Eine Null bedeutet in diesem Kontext, dass per Ende Berichtsjahr keine schwerwiegenden Fälle bekannt sind.

Handlungsfeld «Wirkung erzielen»

6 – Nachhaltige Produkte und Dienstleistungen schaffen

Die Raiffeisen Gruppe berücksichtigt ökologische und soziale Faktoren sowie das steigende Kundenbedürfnis in Sachen Nachhaltigkeit bei der Ausgestaltung und Weiterentwicklung ihrer Finanzprodukte und ‑dienstleistungen – sowohl für Privat- und Anlagekunden als auch für Firmenkunden. Die Abteilung Nachhaltigkeit, Politik & Genossenschaft wird bei der Einführung neuer Produkte und Dienstleistungen systematisch einbezogen und bewertet diese aus Sicht Nachhaltigkeit.

Kundensensibilisierung im Hypothekargeschäft

Bei der Förderung von Nachhaltigkeit im Hypothekargeschäft sieht Raiffeisen ihre Rolle vor allem darin, ihre Kundinnen und Kunden für das Potenzial zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Reduktion der CO2-Emissionen frühzeitig und systematisch zu sensibilisieren und entsprechende Finanzierungslösungen aufzuzeigen. Raiffeisen war die erste Bank, welche die energetische Immobilienbewertung bereits 2015 systematisch in die Hypothekarberatung integriert hat. Kundinnen und Kunden können sich basierend darauf einen Überblick über den energetischen Zustand ihrer Immobilien verschaffen. Gleichzeitig können ein allfälliger Investitionsstau ausgewiesen und Modernisierungsszenarien simuliert werden. Im Berichtsjahr wurden insgesamt 1’416 Energie- und Modernisierungsberatungen durchgeführt. Diese Zahl soll in Zukunft weiter ansteigen. Immer wichtiger werden zudem die diversen Self-Services-Angebote im Bereich Energieeffizienz und Modernisierung. Diese Angebote wurden im Berichtsjahr mit über 20’000 Aufrufen verstärkt genutzt.
Wie bereits in den vergangenen Jahren hat Raiffeisen auch im Jahr 2022 das Bundesprogramm «erneuerbar heizen» von Energie Schweiz unterstützt. Dieses verfolgt das Ziel, private Eigenheimbesitzende mit neutralen und professionellen Beratungen bei der Umstellung auf Heizsysteme mit erneuerbaren Energien zu unterstützen. Hierbei ist Raiffeisen strategische Partnerin und bringt relevantes Finanzwissen ein.

Sensibilisierungsinstrumente und -initiativen

Anzahl202020212022
Energetisches Sanieren & Klimaverträglichkeit
GEAK® Plus, die im Berichtsjahr vergünstigt wurden1463
Wärmebilder im Rahmen von im Berichtsjahr abgeschlossenen Kampagnen 17'8007'400
E-Valo-Beratungen hinsichtlich Energieeffizienz von Immobilien21'1231'969
Raiffeisen-Modernisierungsplaner (RAImo)31'8821'101
Impulsberatungen «erneuerbar heizen»2315
Aufrufe des Self-Services-Heizkostenrechners auf raiffeisencasa.ch410'426
Aufrufe des Self-Services-Energieeffizienzrechners auf raiffeisencasa.ch411'084
1 Die Programme zur Sensibilisierung von Eigenheimbesitzenden für Energieeffizienz und Klimaverträglichkeit werden laufend optimiert und dementsprechend vergangene Programme wie beispielsweise Wärmebildkameraaktionen nicht mehr weitergeführt. Zum Teil werden entsprechende Programme jedoch von Raiffeisenbanken weitergeführt. Daten zu solchen individuellen Initiativen sind jedoch gruppenweit nicht verfügbar.
2 Im Jahr 2020 wurden aufgrund der Corona-Pandemie weniger Beratungen durchgeführt. E-Valo wurde im Berichtsjahr abgelöst durch ein Self-Service-Angebot auf raiffeisencasa.ch und um eine nationale Vertriebskampagne ergänzt (Impulsberatungen «erneuerbar heizen»).
3 Der Raiffeisen-Modernisierungsplaner ist im März 2021 als ein neues Angebot eingeführt worden.
4 Die Daten zu den beiden Self-Services-Angeboten auf raiffeisencasa.ch werden erst seit 2022 erhoben.
Seit 2011 führt Raiffeisen jährlich die repräsentative Studie «Kundenbarometer erneuerbare Energien» zu Energie- und Klimafragen durch. Die Befragung hat zum Ziel, die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden bezüglich neuer Produkte und Dienstleistungen möglichst gut zu kennen und die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren. Auch im Herbst 2022 wurde diese repräsentative Umfrage in der Schweizer Bevölkerung zusammen mit der Universität St.Gallen und Energie Schweiz erstellt. Die Hauptresultate zeigen unter anderem, dass 91 Prozent der Befragten es für (eher) wahrscheinlich halten, dass die Unsicherheiten rund um die Energieversorgung zu einem erhöhten Energiebewusstsein führen. Dabei werden beschleunigte Planungsverfahren zur Erzeugung von erneuerbarem Strom als wichtiger Beitrag für die Überwindung dieser unsicheren Versorgungslage angesehen.

Kundensensibilisierung im Firmenkundengeschäft

Die Raiffeisen Gruppe zählt rund 220’000 Firmenkunden – vorwiegend KMU. 99,5 Prozent der Firmenkunden von Raiffeisen haben ihren Sitz in der Schweiz (siehe Tabelle «Kundenstruktur»). Sie sind dementsprechend in ökologischen, sozialen und Governance-Fragen verhältnismässig effektiv und effizient reguliert. Damit ist Raiffeisen vergleichsweise in eher geringem Mass dem Risiko ausgesetzt, dass Firmenkunden mit ihrer Geschäftstätigkeit schwerwiegendere negative Auswirkungen auf Umwelt oder Gesellschaft verursachen.
Dennoch sensibilisiert Raiffeisen auch ihre Firmenkunden punktuell für das Thema Nachhaltigkeit. Im Weiteren wurde im Berichtsjahr ein Pilotberatungsprojekt durchgeführt mit der KMU-Plattform für Energieeffizienz (PEIK), die KMU im Energiebereich berät.

Nachhaltige Anlage- und Vorsorgelösungen «Futura»

Raiffeisen bietet Kundinnen und Kunden seit der Lancierung der ersten Raiffeisen-Futura-Fonds 2001 und dem folgenden Auf- und Ausbau der Anlagelösungen die Möglichkeit, Anlage- und Vorsorgegelder konsequent nachhaltig zu investieren. Seit 2013 werden Vorsorge- und Anlagekundinnen und -kunden im Beratungs­gespräch und bei der periodischen Überprüfung ihrer Situation zu ihrer Nachhaltigkeitsaffinität befragt und auf Wunsch entsprechend beraten.
Raiffeisen Schweiz hat im Dezember 2021 eine Umfrage zum Thema nachhaltiges Anlegen durchgeführt. Die Erkenntnisse daraus zeigen klar auf, dass das Thema Nachhaltigkeit beim Vorsorgen und Anlegen sowohl die Bevölkerung als auch Kundinnen und Kunden von Raiffeisen überaus häufig beschäftigt. Die Mehrheit der Anlegerinnen und Anleger haben ein grosses Bedürfnis für nachhaltige Anlagen und wünschen sich mehr und ausführlichere ESG-Informationen zu den eingesetzten Finanzinstrumenten. Bei den Nachhaltigkeitsansätzen wurden Ausschlusskriterien und Impact Investing am häufigsten genannt.
Die Umsetzung der Nachhaltigkeit im Vorsorge- und Anlagegeschäft orientiert sich seit 2020 an der spezifischen «Nachhaltigkeitsstrategie Vorsorgen & Anlegen». Die Strategie wurde vom Kompetenzzentrum Nachhaltiges Anlegen erarbeitet. Im Rahmen der Strategie wurde der Futura-Ansatz im Berichtsjahr weiterentwickelt zu einem einheitlichen und konsistenten Futura-Regelwerk für alle von Raiffeisen Schweiz bereitgestellten nachhaltigen Vorsorge- und Anlagelösungen.

Nachhaltiges Anlageuniversum

Das Futura-Regelwerk basiert zunächst auf der Idee eines mittels Ausschlüssen und Nachhaltigkeitsbewertungen eingeschränkten, nachhaltigeren Anlageuniversums. Zudem wird über die aktive Ausübung von Stimmrechten seitens der Futura-Anlagefonds direkt auf Unternehmen Einfluss genommen. Mit dem aktiven Investorendialog (Engagement), der an Ethos delegiert wurde, wurde im Berichtsjahr ein zusätzliches Element für die Wahrnehmung der Active Ownership eingeführt. Anlegerinnen und Anleger werden schliesslich im Rahmen des Ende November neu eingeführten Nachhaltigkeitsreportings über die Nachhaltigkeit der Anlagen informiert.
Bei den nachhaltigen Raiffeisen-Anlage- und -Vorsorgelösungen mit dem Futura-Label wird das Anlageuniversum durch Ausschlusskriterien und Nachhaltigkeitsbewertungen bestimmt. Ausschlusskriterien helfen einerseits, Risiken von Anlagen zu vermeiden, die aus Nachhaltigkeitssicht besonders kritisch sind. Andererseits repräsentieren sie eine gewisse Wertehaltung bezüglich ethischer Grundsätze. Ausgeschlossen werden unter anderem Rüstung, Kernenergie und Glücksspiel. Neu dazu kamen 2022 Kohle und Erdöl. Diese Ausschlusskriterien gelten für alle Anlage- und Vorsorgelösungen von Raiffeisen, die das Futura-Label tragen (100 Prozent).
Jedes nicht aufgrund von Ausschlusskriterien ausgeschlossene Finanzinstrument wird einer strengen Nachhaltigkeitsüberprüfung unterzogen und auf Nachhaltigkeit bewertet. Bei den Direktanlagen arbeitet Raiffeisen dafür mit der unabhängigen Ratingagentur Inrate zusammen, bei Kollektivanlagen mit Vontobel Asset Management. Die Nachhaltigkeitsbewertung spiegelt die Risiken und Chancen von Unternehmen (und bei Obligationen auch von Staaten) auf der Basis einer Vielzahl von branchenspezifischen ESG-Kriterien wider (beispielsweise CO2-Intensität, Mitarbeitendenzufriedenheit, Unabhängigkeit der Verwaltungsratsmitglieder).
Bei Empfehlungen und Musterportfolios (im Advisory-Bereich) werden von Raiffeisen Schweiz ausschliesslich Finanzinstrumente berücksichtigt, welche die definierten ESG-Kriterien erfüllen. Die Raiffeisenbanken entscheiden selbstständig über die Umsetzung dieser Empfehlungen.

Active Ownership

Neben den Ausschlusskriterien und den zu berücksichtigenden Nachhaltigkeitskriterien beinhaltet das neue Raiffeisen-Futura-Regelwerk auch die Active Ownership – das aktive Aktionärswesen. Dies beinhaltet den Dialog mit Unternehmen und die bewusste Ausübung der mit den Anlagen verbundenen Stimmrechte. Seit 2009 erfolgt bei sämtlichen Raiffeisen-Futura-Fonds für die Schweizer Aktien die aktive Ausübung der Stimmrechte. Im August 2020 wurde dies erweitert um die Ausübung der Stimmrechte sämtlicher Aktien, also auch Aktien von internationalen Unternehmen, in den Futura-Fonds. Für Schweizer Aktien innerhalb der aktiv verwalteten Futura-Fonds erfolgt die Ausübung durch Ethos, die Schweizerische Stiftung für nachhaltige Entwicklung. Bei allen anderen Aktien folgen die Fonds den Empfehlungen von Institutional Shareholder Services (ISS).
Seit Mai 2022 nimmt Ethos zusätzlich den aktiven lnvestorendialog («Engagement») wahr, für von Raiffeisen Schweiz ausgewählte Schweizer und internationale Unternehmen. Das Kompetenzzentrum Nachhaltigkeit von Raiffeisen Schweiz überwacht diesen lnvestorendialog sowie die entsprechenden Richtlinien und bezieht dabei die Abteilung Nachhaltigkeit, Politik & Genossenschaft mit ein. Raiffeisen definiert gemeinsam mit Ethos, in welchen Themen der Bereiche Umwelt, Soziales oder Governance der Dialog zu führen ist und somit folglich Einfluss genommen werden soll. Der Fokus liegt dabei auf den Themen Klimawandel, Arbeits- und Menschenrechten sowie digitaler Verantwortung. Darüber hinaus hat Raiffeisen Schweiz die Möglichkeit, sich via Ethos zusammen mit anderen institutionellen Investoren wie Vermögensverwaltern und Pensionskassen im Rahmen von kollektiven Engagements zur Verbesserung von ESG-Aspekten einzubringen. Im Berichtsjahr hat Raiffeisen Schweiz zweimal davon Gebrauch gemacht. Dabei wurden das «Investor Statement on Ethical AI» sowie die «Valuing Water Finance Initiative» unterstützt.

Nachhaltigkeitsreporting zu Anlage- und Vorsorgeprodukten

Ende des Berichtsjahres wurden eine Vielzahl von Kundenreports wie beispielsweise das Vermögensverzeichnis sowie der Anlagevorschlag um ein Nachhaltigkeitsreporting ergänzt. Das Nachhaltigkeitsreporting gibt Anlegerinnen und Anlegern anhand von aktuell drei Themenfeldern einen Überblick, wie nachhaltig ihre Anlagen investiert sind. Dabei werden Direktanlagen (Aktien und Obligationen) sowie Kollektivanlagen berücksichtigt. Diese drei Themenfelder sind: 1. Nachhaltigkeitsratings, 2. Treibhausgasemissionen (absolut und anhand der Kennzahlen Fussabdruck und Intensität) und 3. Beitrag zu den Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen (SDGs). Für die Raiffeisen-Futura- und die Raiffeisen-Futura-II-Fonds wird neu ein spezifisches Nachhaltigkeitsreporting in den jeweiligen Factsheets integriert. Ausserdem ist zu erwähnen, dass den Kundinnen und Kunden diese Nachhaltigkeitsinformationen nicht erst im Reporting, sondern auch bereits im Anlagevorschlag angezeigt werden.

Erweitertes Angebot an Futura-Fonds

Seit 2019 sind bei Raiffeisen alle Vorsorgefonds der dritten Säule nachhaltig. Im Juli 2021 erfolgte (im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie Vorsorgen & Anlegen) die Ausrichtung fast der gesamten Anlagefondspalette auf Nachhaltigkeit. Dabei wurden bisher nicht nachhaltige Fonds mit bestehenden Futura-Fonds zusammengeführt oder im Falle der Strategiefonds mit geändertem Namen und nachhaltiger Anlagepolitik neu positioniert (aus Global Invest wurde Futura Strategy Invest). Am 1. März 2022 wurde die Angebotspalette um folgende indexnah verwaltete Anlagefonds erweitert: zwei Aktienfonds, zwei Obligationenfonds sowie vier Anlageziel- beziehungsweise Vorsorgefonds (in den Allokationen Yield, Balanced, Growth und Equity). Diese werden unter dem Namen Futura Systematic angeboten.
Der Anteil der nachhaltigen Futura-Fonds am Gesamtfondsvolumen aller Raiffeisen-Fonds konnte dadurch in den letzten Jahren auf 94,3 Prozent per Ende 2022 anwachsen. Der Nettozufluss in die Futura-Vorsorge- und ‑Anlagefonds betrug im Berichtsjahr 887,3 Millionen Franken. Performance-bedingt ist das Gesamtvolumen hingegen im Kontext der allgemeinen Börsenverluste im Berichtsjahr um 11,3 Prozent auf 12 Milliarden Franken gesunken.

Neue Futura-Vermögensverwaltungsmandate

Analog den Anlage- und Vorsorgefonds werden seit Ende November 2022 auch bei der Mehrheit der Raiffeisen-Vermögensverwaltungsmandate ESG-Kriterien gemäss dem Futura-Regelwerk berücksichtigt. Dafür wurden die bisherigen Mandate Futura und Global zu Futura-Global sowie das Swissness zu Futura Swissness transformiert. Neu eingeführt wurde das Vermögensverwaltungsmandat Futura Impact. Raiffeisen ist die erste nationale Retailbank, die ihren Kundinnen und Kunden eine solche Lösung zur Verfügung stellt. Futura Impact investiert in Kollektivanlagen, die sich durch eine klare und nachvollziehbare Absicht auszeichnen, nebst einer finanziellen Rendite mit ihren Investitionen auch eine bewusste ökologische oder soziale Wirkung («Impact») erzielen zu wollen. Dazu gehören unter anderem verschiedene nachhaltige Fonds nach Art. 9 der Offenlegungsverordnung der EU (SFDR; Verordnung 2019/2088) oder auch wirkungsorientierte («Impact-Aligned») Kollektivanlagen, die sich an internationalen Klimazielen orientieren (Paris Aligned Benchmark; Carbon Transition Benchmark – Verordnung EU 2019/2089). Ebenfalls selektiv zum Einsatz kommen weniger liquide Finanzinstrumente, welche eine direkte Wirkung entfalten («Impact-Generating»), beispielsweise Mikrofinanzfonds.
Das Volumen in den Futura-Vermögensverwaltungsmandaten ist bedingt durch diese Umstrukturierung in der Berichtsperiode um 77,9 Prozentpunkte auf 7,2 Milliarden Franken gewachsen.
In der digitalen Vermögensverwaltungsapplikation Raiffeisen Rio wurde im April 2021 die Möglichkeit geschaffen, in ein vollumfänglich nachhaltig ausgerichtetes Portfolio zu investieren. Mit den Fokusthemen «Green Energy» und seit Februar 2022 «nachhaltige Ernährung» können die Kundinnen und Kunden von Raiffeisen Rio einen weiteren Nachhaltigkeitsschwerpunkt in ihrem Rio-Mandat setzen.

Raiffeisen Sustainability und Green Bonds

Für Investorinnen und Investoren hat Raiffeisen Schweiz im April 2019 den ersten Sustainability Bond im Schweizer Kapitalmarkt platziert. Investorinnen und Investoren können damit in energieeffizienten, emissionsarmen und gemeinnützigen Wohnbau investieren. Der Sustainability Bond erfüllt damit zugleich die Richtlinien der International Capital Markets Association (ICMA) an einen Social Bond und an einen Green Bond.
Im Jahr 2021 hat Raiffeisen Schweiz basierend auf den durch die Emission des Sustainability Bond gewonnenen Erfahrungen ein Green-Bond-Programm etabliert, welches ebenfalls auf die Refinanzierung von Hypotheken fokussiert, die zur Finanzierung von energieeffizienten, emissionsarmen Gebäuden in der Schweiz vergeben wurden. Aufgrund des geringen Finanzierungsbedarfs der Raiffeisen Gruppe im Berichtsjahr hat Raiffeisen bisher keinen entsprechenden Bond emittiert.

Verantwortungsvolles und rückverfolgbares Gold

Raiffeisen bietet ihren Kundinnen und Kunden Edelmetalle an. 2021 wurde für die Beschaffung von Gold für alle Raiffeisen-Goldbarren der Ansatz «Responsibly Sourced and Traceable» eingeführt. Dieser erlaubt, die Herkunft des Goldes präzise zurückzuverfolgen, und legt Gewicht auf die Umwelt- und Sozialverträglichkeit der Unternehmen in der Lieferkette. Ein weiteres Ziel des Ansatzes besteht darin, durchschnittlich rund 15 Prozent Gold von kleineren Goldproduzenten zu beziehen. Die Kleinproduzenten und deren Umfeld werden von der Swiss Better Gold Initiative im Bereich Umwelt- und Sozialverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit unterstützt. Pro Gramm verkauftes Gold fliessen einige Rappen in dieses Programm. Insgesamt konnten seit Einführung der Initiative bis Ende des Berichtsjahrs rund 675’000 US-Dollar an Swiss Better Gold überwiesen werden. Kundinnen und Kunden können zudem die Lieferketteninformationen von Raiffeisen-Goldbarren online abrufen.
Seit 2021 haben Anlegerinnen und Anleger mit dem «Raiffeisen ETF – Solid Gold Responsibly Sourced & Traceable» die Möglichkeit, verantwortungsbewusst in die Anlageklasse Gold zu investieren. Die Beschaffung des Goldes erfolgt auch hier transparent und nachvollziehbar nach dem Ansatz «Responsibly Sourced & Traceable». Der «Raiffeisen ETF – Solid Gold Responsibly Sourced & Traceable» hat im Berichtsjahr den Swiss ETF Award 2023 in der Kategorie «Newcomer des Jahres» gewonnen. Das entsprechende Investitionsvolumen betrug per 31. Dezember 2022 108 Millionen Franken.

Produkte mit spezifischen sozialen und
ökologischen Nutzen

GRI FS6, FS7, FS8, FS10, FS11Einheit31.12.202031.12.202131.12.2022
Anlageprodukte
NachhaltigkeitsfondsMio. CHF8'725,713'545,612'016,7
Anteil am Volumen aller Raiffeisen-FondsProzent71,694,794,3
Anteil am Depotvolumen (einschliesslich Strukturierter Produkte)Prozent21,927,927,3
Entwicklungsfonds1Mio. CHF195172
Anteil am DepotvolumenProzent0,70,4
Strukturierte Produkte mit NachhaltigkeitsfokusMio. CHF15,440,584,7
Raiffeisen-Vermögensverwaltung
Volumen nachhaltiger Futura-Vermögensverwaltungs-
mandate
Mio. CHF1'4287'236
Anteile an allen VermögensverwaltungsmandatenProzent22,321,999,8
Volumen Futura-Vermögensverwaltungsmandate Impact2Mio. CHF6,2
Anzahl Futura-Vermögensverwaltungsmandate Impact2Anzahl58
Leasinggeschäft3
Vergünstigtes Leasing bei Ersatzinvestitionen für Lkw der Euro-6-Abgasnorm Mio. CHF5,8
Anteil am Gesamtleasingvolumen für LkwProzent7,5
Neugeschäftsvolumen Leasing für Personen- und Nutzfahrzeuge mit alternativen AntriebenMio. CHF16,510,6
Anteil am Neugeschäftsvolumen Prozent1,57,59
Neugeschäftsvolumen Leasing für PhotovoltaikMio. CHF1,13,94,5
Raiffeisen-Anleihen
Raiffeisen Sustainability Bond4Mio. CHF100,0100,0100,0
Active Ownership5
Anzahl Unternehmen im Portfolio, mit denen bei ökologischen oder gesellschaftlichen Fragen interagiert wurdeAnzahl20
1 Raiffeisen Schweiz hat im Berichtsjahr sämtliche Beteiligungen an der responsAbility Investments AG veräussert.
2 Das Futura-Vermögensverwaltungsmandat Impact wurde im November 2022 lanciert.
3 Neue nationale Vendor-Partnerschaften fokussierten sich im 2022 besonders auf autarke Stromversorgungslösungen inkl. alternativer Antriebs- und Speicherkomponenten. Dies insbesondere auch im Personen- und Nutzfahrzeugbereich.
4 0,125% Sustainability Bond; Rückzahlung per 7. Mai 2024 zum Nennwert.
5 Der aktive Investorendialog als Teil der Active Ownership wurde am 1. Mai 2022 als zusätzlicher Nachhaltigkeitsansatz eingeführt.

7 – Langfristig wirtschaftlich erfolgreich sein

Für die genossenschaftlich organisierte Raiffeisen Gruppe gilt der Grundsatz, dass Gewinn und Wachstum nicht um jeden Preis maximiert werden, sondern ein langfristiger und nachhaltiger Erfolg angestrebt wird. Raiffeisen will so für ihre Stakeholder eine verlässliche, langfristige Partnerin sein.
Genossenschafterinnen und Genossenschafter profitieren von der fairen Verzinsung ihres Genossenschafts­kapitals. Mitglieder haben zudem die Möglichkeit, sich bei gewissen Bankgeschäften besonders vorteilhafte Konditionen zu sichern und von zusätzlichen Mitgliedervorteilen zu profitieren.
Beiträge an die öffentliche Hand in Form von Steuern leistet die Raiffeisen Gruppe in der ganzen Schweiz auf Gemeinde-, Kantons- und Bundesebene. Raiffeisen erhält demgegenüber keine öffentlichen Mittel und profitiert nicht von Staatsgarantien. Wichtig für den langfristigen Erfolg ist schliesslich die kontinuierliche Thesaurierung beziehungsweise die Selbstfinanzierung über die erzielten Gewinne.

Verteilung der Wertschöpfung

Das genossenschaftliche Geschäftsmodell der Raiffeisen Gruppe führt dazu, dass die wirtschaftliche Leistung dezentral in der ganzen Schweiz erbracht wird. So kann die Gruppe sowohl lokal und regional als auch national zur Wertschöpfung beitragen. Und zwar nicht nur über ihr Kerngeschäft, die Hypothekarfinanzierungen, sondern auch über sonstige Finanzierungen und Bankdienstleistungen oder auch über die Beschaffung, Steuerabgaben und Unterstützung von gemeinnützigen Organisationen und Initiativen.
Die Wertschöpfungsrechnung zeigt, dass die wirtschaftliche Leistung der Raiffeisen Gruppe auch im aktuellen Berichtsjahr positiv zu werten ist. Sie kann somit an die vorherigen Jahre anknüpfen. Davon profitieren Genossenschafterinnen und Genossenschafter, Kundinnen und Kunden und die Gesellschaft. Dieser Fokus auf Langfristigkeit widerspiegelt sich auch in sehr soliden Ergebnissen bei den entsprechenden Finanzratings (S&P «Long Term»: A+, Fitch «Long Term»: A+), die Raiffeisen im Berichtsjahr weiter beibehalten konnte.

Wertschöpfungsrechnung

Mio. CHFProzent
2021202220212022
Entstehung der Wertschöpfung
Unternehmensleistung (= Geschäftsertrag)3'3833'529100,0100,0
Sachaufwand-503-54314,915,4
Ausserordentlicher Ertrag9340,31,0
Ausserordentlicher Aufwand-1-10-0,0-0,3
Bruttowertschöpfung2'8883'01085,485,3
Wertberichtigungen auf Beteiligungen und Abschreibungen auf Sachanlagen und immateriellen Werten-217-1896,45,4
Veränderungen von Rückstellungen und übrigen Wertberichtigungen sowie Verluste-3-140,10,4
Nettowertschöpfung2'6682'80778,979,5
Verteilung der Wertschöpfung
Mitarbeitende (Personalaufwand)1'3921'42952,250,9
Genossenschafter (Anteilscheinverzinsung: Vorschlag an GV)67792,52,8
Öffentliche Hand 1831966,97,0
Kapital- und Ertragssteuern1441765,46,3
Bildung/Auflösung Rückstellung für latente Steuern39201,50,7
Stärkung der Reserven (Selbstfinanzierung)1'0261'10338,539,3
Verteilte Nettowertschöpfung2'6682'807100,0100,0

Wertschöpfungsrechnungskennzahlen

Einheit20212022
Bruttowertschöpfung pro Vollzeitstelle11'000 CHF301307
Nettowertschöpfung pro Vollzeitstelle11'000 CHF278286
Vollzeitstellen (Durchschnitt)Anzahl9'6109'815
1 Auf dem durchschnittlichen Personalbestand berechnet. Datengrundlage: Schlüsselzahlen im Finanzbericht. Zur Berechnungsmethodik siehe auch Fussnote 1 in der Tabelle Kennzahlen der Raiffeisen Gruppe im Lagebericht Mitarbeitende.

Faire Lohn- und Pensionskassenleistungen

Die über 11’000 Mitarbeitenden von Raiffeisen werden fair und marktgerecht entlöhnt und profitieren von überdurchschnittlichen Sozial- und Lohnnebenleistungen. Die Pensionskassenleistungen sind stark über­obligatorisch. Die Gelder der beruflichen Vorsorge werden von einer unabhängigen Rechtseinheit, der Raiffeisen Pensionskasse, verwaltet. Sie verwaltet die Vorsorgegelder der rund 13’000 Aktivversicherten und Renten­beziehenden treuhänderisch und unter Berücksichtigung von nachhaltigen Aspekten. Die technischen Parameter sind so festgelegt, dass eine systematische Umverteilung zwischen den Generationen verhindert und die langfristige finanzielle Stabilität gesichert wird. Mit dem Überschussbeteiligungsmodell lässt die Pensionskasse ihre Versicherten am Anlageerfolg partizipieren. Der Deckungsgrad der Raiffeisen Pensionskasse betrug Ende 2022 107,1 Prozent (2021: 118,5 Prozent; 2020: 117,8 Prozent).
Nachhaltigkeit ist nicht nur bezüglich der dauerhaften, umverteilungsfreien Finanzierung von den Leistungs­versprechen wichtig. Die Raiffeisen Pensionskasse ist sich ihrer ökonomischen, ökologischen und gesell­schaftlichen Verantwortung (ESG) bewusst. In ihrer Rolle als institutionelle Anlegerin bewirtschaftet sie das Vorsorgevermögen sorgfältig und berücksichtigt die ESG-Faktoren bei der Auswahl ihrer Anlagen.
Weitere Informationen über die Raiffeisen Pensionskasse sowie deren Geschäftsbericht 2022 unter raiffeisen.ch/pensionskasse

8 – Klimawandel eindämmen

Ein ungeminderter Ausstoss von Treibhausgasen verstärkt die Klimaerwärmung mit ihren gravierenden und unumkehrbaren Schäden für Mensch und Umwelt. Raiffeisen unterstützt die Ziele des Pariser Klimaabkommens und verfolgt das Ziel Netto-Null bis 2050. Raiffeisen sieht sich hier als grösste Anbieterin von Hypotheken in der Schweiz in besonderer Verantwortung. Auch bei der Nachhaltigkeitsbewertung von Anlage- und Vorsorge­lösungen spielt der Ausstoss von Treibhausgasen eine Rolle.
Bei den betrieblichen Emissionen (Scope 1 und Scope 2) will Raiffeisen das Netto-Null-Ziel bereits 2030 erreichen. Die Raiffeisen Gruppe selbst verursacht CO2-Emissionen durch den Betrieb ihrer rund 800 Geschäfts­stellen, den Geschäfts­verkehr von Personen und Frachten sowie die vor- und nachgelagerten Prozesse.
Detailliertere Informationen sowie Zahlen und Fakten sind in der separaten Beilage zum Geschäftsbericht 2022 «Offenlegung von Klimainformationen nach den Empfehlungen der TCFD» enthalten. Diese Publikation ist unter report.raiffeisen.ch/downloads und auf der Raiffeisen-Webseite raiffeisen.ch/nachhaltigkeit-offenlegung veröffentlicht.

9 – Offenen und fairen Umgang mit Kundinnen und Kunden pflegen

Entsprechend ihrem Leitbild legt die Raiffeisen Gruppe bei den Geschäftsbeziehungen zu ihren Kundinnen und Kunden Wert auf Fairness, Verlässlichkeit und Transparenz. Dabei steht die Zufriedenheit der knapp 3,64 Millionen Kundinnen und Kunden stets im Zentrum. Mit ihnen pflegt Raiffeisen deshalb einen kompetenten, offenen und fairen Umgang. Dazu gehört, dass Raiffeisen-Lösungen einfach und verständlich sind, das Preis-Leistungs-Verhältnis fair ist und die Preise transparent kommuniziert werden. Nur so können Kundinnen und Kunden gut informiert Entscheide treffen. Die Einführung eines Nachhaltigkeitsreportings (siehe auch unter «6 – Nachhaltige Produkte und Dienstleistungen») ist ebenfalls in diesem Kontext zu sehen.
Zudem bekennt sich Raiffeisen zum AA-plus-Qualitätslabel für E-Banking der Stiftung «Zugang für alle» sowie zum Europäischen Transparenzkodex für Nachhaltigkeitsfonds als spezifischen Standards und Transparenz­richtlinien im Bereich Nachhaltigkeit.

Transparenz und Fairness

Die Erbringung von Finanzdienstleistungen und das Anbieten von Finanzinstrumenten ist in der Schweiz mit entsprechenden Gesetzen und Verordnungen reguliert. Der Anlegerschutz steht dabei im Zentrum. Raiffeisen setzt alle gesetzlichen Vorschriften bei all ihren Produkten und Dienstleistungen (100 Prozent) um. Sie fördert so die Fairness und die Transparenz bei der Erbringung von Finanzdienstleistungen und dem Anbieten von Finanzinstrumenten. Zusätzlich setzt Raiffeisen Massnahmen zur Selbstregulierung um. Wo erforderlich, werden die ausländischen Regulatorien berücksichtigt.
Für Beschwerden und Reklamationen können sich Kundinnen und Kunden an ihre Raiffeisenbank wenden. Ausserdem können sich Kundinnen und Kunden bei Fragen und Beschwerden zu Bank- und Finanz­dienst­leistungs­geschäften an die neutrale Anlaufstelle des Schweizerischen Bankenombudsmanns wenden.
Die Kundinnen und Kunden von Raiffeisen sind zu 97,6 Prozent in der Schweiz beheimatet (siehe Tabelle «Kundenstruktur»). Pro Kundensegment empfiehlt Raiffeisen Schweiz den Raiffeisenbanken jeweils ein spezifisches Zielproduktangebot. Finanzdienstleistungen und -instrumente, die nicht im jeweiligen Angebot enthalten sind, sollen den Kundinnen und Kunden des entsprechenden Segments nur auf deren ausdrücklichen Wunsch angeboten werden. Mit diesen Ansätzen schafft Raiffeisen ein verständliches Produktangebot mit einem fairen und marktgerechten Pricing und hoher Transparenz. Dies fördert die Kundenorientierung, das gegenseitige Vertrauen und langfristige Kundenbeziehungen.
In Sachen Fairness und Transparenz konnten im Berichtsjahr verschiedene Neuerungen umgesetzt werden, wie beispielsweise mit dem Anlagevorschlag im Anlagegeschäft, dem Nachhaltigkeitsreporting (siehe «6 – Nachhaltige Produkte und Dienstleistungen») oder der Vereinfachung des Pricings bei Anlage­transaktionen. Zudem werden Raiffeisen-Kundinnen und -Kunden bei Anpassungen von Gebühren ab diesem Jahr früher und umfassender informiert als bisher.

Kundenstruktur nach Domizil, Segment, Sektor

31.12.2022Anzahl in 1'000Anteil in %
Kundinnen und Kunden3'637,5100,0
Privat- und Anlagekunden3'421,194,1
Domizil
Schweiz3'340,197,6
Nachbarländer Schweiz67,92,0
Übrige13,10,4
Segment
Privatkunden3'031,188,6
Anlagekunden390,011,4
Firmenkunden216,45,9
Domizil
Schweiz215,499,5
Nachbarländer Schweiz0,80,4
Übrige0,10,1
Segment
Selbstständigerwerbende69,131,9
KMU118,554,7
Mittelgrosse und grosse Unternehmen3,11,4
Immobiliengesellschaften17,27,9
Öffentlich-rechtliche Körperschaften8,64,0

Hohe Kundenzufriedenheit

Seit 2020 führt Raiffeisen regelmässig Befragungen bei Kundinnen und Kunden durch, um zu überprüfen, ob Fairness und Transparenz in genügendem Mass sichergestellt und von den Teilnehmenden auch so wahr­genommen werden. Konkret wird gefragt, ob Raiffeisen einen fairen Umgang mit Kundinnen und Kunden pflege, sie transparent und verständlich informiert würden und ob Raiffeisen als nachhaltiges und verantwortungs­bewusstes Unternehmen wahrgenommen werde. Die Resultate zeigen, dass Raiffeisen auch im Jahr 2022 im Vergleich zur Konkurrenz als überdurch­schnittlich nachhaltiges und ver­antwortungs­bewusstes Finanzunternehmen wahrgenommen wird. Diese Aussage trifft nicht nur für die eigenen Kundinnen und Kunden, sondern für die gesamte Schweizer Bevölkerung zu. Ausserdem erzielt Raiffeisen im Konkurrenz­vergleich nach wie vor sehr gute Resultate und belegt somit einen Spitzenplatz in der allgemeinen Kunden­zufriedenheit. Ziel ist es, weiterhin eine hohe Zufriedenheit zu erreichen sowie die positive Wahrnehmung in der Gesellschaft beizubehalten und weiter auszubauen.

Finanzwissen bei Kundinnen und Kunden stärken

Mit Money-Mix engagiert sich Raiffeisen seit Jahren für die Förderung der Finanzkompetenz von Jugendlichen. Und in Zusammenarbeit mit der Lernplattform «evulpo» unterstützt sie Schülerinnen und Schüler auf dem Weg in die finanzielle Selbstständigkeit. Diese beiden Plattformen und die darauf zur Verfügung gestellten Lerninhalte sind kostenlos und frei zugänglich. Sie können folglich auch von anderen Gesellschaftsgruppen genutzt werden.
Ausserdem arbeitet Raiffeisen mit mehreren Anbietern von Finanzbildung zusammen, um die Finanzkompetenz ihrer Kundinnen und Kunden zu stärken. Beispiele sind die Zusammenarbeit mit der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, die jährlich im Auftrag von Raiffeisen eine externe Studie zur finanziellen Altersvorsorge durchführt und veröffentlicht, sowie Studien mit der HSLU Hochschule Luzern zur Digitalisierung im Finanzbereich. Das Thema der Finanzkompetenz hat Raiffeisen in den Beratungsprozess ihrer Kundenberaterinnen und Kundenberater integriert. Sie vermitteln dieses Wissen unter anderem in den Gesprächen mit ihren Kundinnen und Kunden.

Schutz vor Verschuldung von Privatpersonen

Raiffeisen vergibt vor allem Hypothekarkredite. Um die Kundinnen und Kunden zu schützen und einer möglichen Überschuldung vorzubeugen, wird bei der Hypothekarkreditvergabe eine Tragbarkeitsberechnung mit einem kalkulatorischen Zinssatz durchgeführt. Zur Berechnung der Tragbarkeit werden die Wohnkosten, bestehend aus kalkulatorischem Zinsaufwand, Amortisationen und Aufwendungen für den Unterhalt der Liegenschaft, ins Verhältnis zum Einkommen gesetzt. Nur falls die Finanzierung tragbar ist, wird der Kredit bewilligt.
Im Berichtsjahr hat Raiffeisen das Kreditkartengeschäft für ihre Kundinnen und Kunden von Viseca über­nommen. Bei dieser Art von Krediten besteht ein gewisses Risiko der privaten Verschuldung. Im Sinne einer verantwortungsvollen Geschäftstätigkeit hält Raiffeisen die Vorgaben des damit verbundenen Konsum­kredit­gesetzes ein. Die Kartenlimiten werden im Rahmen der Kreditfähigkeit der Kartenantragstellenden festgesetzt und die Situation wird laufend überwacht.

Schutz von Kundendaten

Speziell zu erwähnen im Zusammenhang mit einem offenen und fairen Umgang mit Kundinnen und Kunden ist der Schutz der Kundendaten. Durch ihre Geschäftstätigkeit verfügen Banken über besonders sensible Kundendaten. Kundinnen und Kunden vertrauen ihrer Bank, dass diese die gesetzlichen und regulatorischen Vorgaben einhält, verantwortungsvoll mit ihren Daten umgeht und diese bestmöglich schützt.
Der Schutz von Kundendaten geniesst bei Raiffeisen höchste Priorität. Raiffeisen Schweiz ist aufgrund der Systemverantwortung im Bereich Compliance zentral für das Thema Schutz der Kundendaten in der Raiffeisen Gruppe zuständig und betreibt ein Managementsystem für Informationssicherheit (ISMS), das sich am Standard ISO 27001 ausrichtet. Ziel ist, die Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit von Informationen jederzeit zu gewährleisten.
Die Informationssicherheit wird ausserdem laufend überwacht und wo nötig verstärkt. Die technischen Sicherheitslösungen und -systeme werden durch die Interne Revision von Raiffeisen Schweiz jährlich kontrolliert. Die Richtlinien zur Informationssicherheit werden ebenfalls jährlich intern überprüft und gegebenenfalls an die veränderten Rahmenbedingungen angepasst.
In Bezug auf Datenschutzverletzungen sind sowohl proaktive als auch reaktive Massnahmen bestimmt. In diesem Zusammenhang verfügt Raiffeisen Schweiz auch über einen sogenannten «Vorfallsreaktionsplan». Ausserdem führt Raiffeisen Schweiz jedes Jahr mehrere Projekte zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegen Cyberangriffe durch. Raiffeisen Schweiz verfügt zudem über einen gruppenweit zuständigen Datenschutz­beauftragten. Diese Fachstelle stellt sicher, dass Raiffeisen die Kriterien des schweizerischen Datenschutzgesetzes erfüllt. Die Geschäftsleitung von Raiffeisen Schweiz ist auf höchster Ebene für Datenschutz und Datensicherheit verantwortlich.
Die Bestimmungen zu Datenschutz und Datensicherheit sind in internen Weisungen geregelt und müssen nicht nur von den Mitarbeitenden, sondern auch durch Lieferanten und Geschäftspartner von Raiffeisen eingehalten werden. Ausserdem führt Raiffeisen jedes Jahr obligatorische Schulungen zu «Awareness» und zur Sensibilisierung für Informationssicherheit durch und überarbeitet diese regelmässig. Die Schulung wird von allen Angestellten absolviert sowie auch von externen Mitarbeitenden, die Zugriff auf die IT-Systeme von Raiffeisen haben. Die Anforderungen bezüglich Kundendaten entsprechen dem Datenschutzgesetz sowie den FINMA-Vorgaben. Dementsprechend räumt Raiffeisen Einzelpersonen alle geltenden Rechte in Bezug auf die Kontrolle ihrer Daten ein. Dies betrifft den Zugang, die Berichtigung sowie die Löschung von persönlichen Daten. Grundsätzlich minimiert Raiffeisen die Erhebung und Speicherung von Daten und verpflichtet sich, Daten entsprechend den gesetzlichen Vorgaben nach einer gewissen Zeit zu löschen. Raiffeisen integriert ausserdem Massnahmen zur Informationssicherheit in die Produkt- und Serviceentwicklung und gestaltet die zur Datenbearbeitung benutzten Systeme so, dass die Datenschutzvorschriften (Datenschutz durch Design und Voreinstellung) eingehalten werden.
Die Raiffeisen Gruppe passt ihre Massnahmen zum Schutz der Kundendaten in einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess laufend entsprechend der aktuellen Lage und den Herausforderungen an. Im Berichtsjahr wurden operationelle Optimierungen vorgenommen, insbesondere bei den Filterkriterien, der Überwachung der Kanäle und bei der Data-Leakage-Prevention-Blockierung (DLBP) von E-Mails. Zudem wurden die Vorgaben des revidierten Datenschutzgesetzes und der revidierten Datenschutzverordnung in den internen Regulatorien verankert und Personal und Ressourcen der Fachstelle Datenschutz ausgebaut.

Kennzahlen zum Schutz der Kundendaten und Marketing

Die erfragte Kundenzufriedenheit, der Kundenreklamationsprozess sowie die Anzahl Verstösse gegen entsprechende Vorschriften sind Indizien für allfällige Mängel in den Prozessen. Diese werden über konkrete Kennzahlen erhoben (siehe untenstehende Tabelle) und zeigen aktuell keinen akuten Handlungsbedarf beim Thema Fairness und Transparenz in den Kundenbeziehungen.
Marketing und Kennzeichnung sowie Schutz der Kundendaten 1
GRI-Indikator20212022
Marketing und Kennzeichnung
Gesamtzahl der Verstösse gegen Vorschriften und/oder
freiwillige Verhaltensregeln im Zusammenhang mit den Produkt-
und Dienstleistungsinformationen und der Kennzeichnung
GRI 417-2--
Gesamtzahl der Verstösse im Zusammenhang mit MarketingGRI 417-300
Schutz der Kundendaten
Beschwerden von Dritten und AufsichtsbehördenGRI 418-11-
Durch interne Data Leakage Prevention (DLP) registrierte
schwere Zwischenfälle
GRI 418-1--
Durch internes Data-Leakage-Prevention-System registrierte Alarme2GRI 418-15'939'25310'350'597
1 Eine Null bedeutet in diesem Kontext, dass per Ende Berichtsjahr keine schwerwiegenden Fälle bekannt sind.
2 Die Zunahme im Jahr 2022 im Vergleich zum Geschäftsjahr 2021 ist auf erweiterte Filterkriterien zurückzuführen. DLP-Alarme werden nach einem Scoring-System aufgrund von hinterlegten Regeln ausgelöst. Ein Alarm bedeutet nicht automatisch auch eine Verletzung der Vorschriften.

10 – Kompetenzen und Vielfalt bei Mitarbeitenden fördern

Veränderung ist ein wichtiger Teil in der Strategie «Raiffeisen 2025». Die Förderung der Kompetenzen und der Vielfalt bei den Mitarbeitenden ist gleichzeitig auch ein wesentliches Ziel der Nachhaltigkeitsstrategie. Im Berichtsjahr wurden verschiedene Massnahmen getroffen, um eine Unternehmenskultur zu fördern, in der Vielfalt und Chancengleichheit bewusst gelebt werden.
Detailliertere Informationen zum Thema finden sich im Kapitel «Mitarbeitende».