Berichterstattung 2022

Risikobericht

Raiffeisen ist einer Reihe von Risiken ausgesetzt, die aus ihren operativen Tätigkeiten entstehen. Als Teil des Finanzsystems ist sie auch gegenüber globalen Risiken exponiert. Das Rahmenwerk für das Risikomanagement präzisiert die Arten, Typen und Ebenen der Risiken. Zudem regelt es die Instrumente des gruppenweiten Risikomanagements.

Risiken und Grundsätze

Die Gesamtverantwortung für das Risikomanagement und die Risikokontrolle der Raiffeisen Gruppe trägt der Verwaltungsrat von Raiffeisen Schweiz. Er genehmigt das Rahmenwerk für das gruppenweite Risikomanagement, legt die Risikopolitik fest und bestimmt jährlich die Risikobereitschaft der Raiffeisen Gruppe.

Risikopolitische Vorgaben

Die Raiffeisen Gruppe geht Risiken zurückhaltend und gezielt entlang klar definierter Richtlinien ein. Sie achtet dabei auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Risiko und Ertrag und steuert die Risiken aktiv. Dabei orientiert sie sich an stabilen Vorgaben:
  • Klare Geschäfts- und Risikopolitik: Die Risikonahme steht in direktem Zusammenhang mit dem Kerngeschäft in der Schweiz.
  • Wirksame Risikobegrenzung: Die Risikobereitschaft der Raiffeisen Gruppe ist klar definiert und deren Einhaltung wird durch ein bewährtes Limitensystem sichergestellt.
  • Zentrale Überwachung: Die einzelnen Geschäftseinheiten sowie Tochtergesellschaften und Beteiligungen werden von Raiffeisen Schweiz überwacht.
  • Dezentrale Selbstverantwortung entlang klar definierter Leitlinien: Die Verantwortung für die Bewirtschaftung ihrer Risiken tragen die Raiffeisenbanken selbst. Die Vorgaben bezüglich Geschäftsaktivitäten, Limiten und Prozessen dienen als Leitlinien. Die zentralen Kontrolleinheiten überwachen die Einhaltung der Leitlinien.
  • Transparenz als Grundlage der Risikokontrolle: Sowohl auf der Ebene der einzelnen Raiffeisenbanken als auch auf Gruppenebene erfolgt eine unabhängige periodische Berichterstattung über Risikolage und -profil.
  • Unabhängige Risikoüberwachung und wirksame Kontrolle: Die Überwachung des Gesamtrisikos und der Limiten erfolgt unabhängig von den risikobewirtschaftenden Geschäftseinheiten. Eine wirksame Risikokontrolle stellt sicher, dass die vorgegebenen Prozesse und Grenzwerte eingehalten werden.
  • Durchgängiger Risikomanagementprozess: Das Risikomanagement der Raiffeisen Gruppe folgt einem einheitlichen, verbindlichen Prozess, bestehend aus Identifikation, Messung und Bewertung, Bewirtschaftung, Überwachung und Berichterstattung.
  • Vermeidung von Risikokonzentrationen: Die Raiffeisen Gruppe verfügt über wirksame Instrumente zur Erkennung und zur proaktiven Vermeidung von unerwünschten Risikokonzentrationen.
  • Reputationsschutz: Die Raiffeisen Gruppe misst dem Schutz ihrer Reputation grösste Bedeutung bei. Sie ist zudem bestrebt, bei all ihren geschäftlichen Handlungen unter Berücksichtigung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren ein verantwortungsbewusstes Geschäftsverhalten sicherzustellen.
Einen Überblick über die Risiken finden Sie in der Publikation «Aufsichtsrechtliche Offenlegung», Seiten 7–10, sowie im Anhang zur konsolidierten Jahresrechnung.

Generelles

  • Risiken werden im Rahmen der Risikobereitschaft und nach sorgfältiger Abwägung eingegangen, wenn deren Tragbarkeit gegeben ist, die Fähigkeiten zur Risikobewirtschaftung vorhanden sind und den Risiken angemessene Erträge gegenüberstehen.
  • Risiken werden systematisch bewirtschaftet.
  • Risiken werden auf allen Stufen wirksam limitiert, kontrolliert und unabhängig überwacht.

Kreditrisiko

  • Kredite werden nur an Kunden vergeben, die über die dazu erforderliche Kreditwürdigkeit und Kreditfähigkeit verfügen.
  • Konzentrationsrisiken werden angemessen überwacht und begrenzt.
  • Die Kreditpolitik ist vorsichtig.
  • Die Raiffeisenbanken fällen Kreditentscheide in der Regel in Eigenkompetenz. In definierten Ausnahmefällen muss eine vorgängige schriftliche Zustimmung von Raiffeisen Schweiz eingeholt werden.
  • Das Schwergewicht bei der Kreditvergabe liegt auf der Finanzierung von selbstgenutztem Wohneigentum.
  • Bei Firmenkunden werden nebst der Bonität folgende Aspekte beachtet: regionale Verankerung, genügende Diversifikation, Risiko-Rendite-Relation und Zurückhaltung bei Risikobranchen.

Marktrisiko

  • Die Steuerung der Risiken im Handels- und Bankenbuch geschieht nach klar definierten Richtlinien.
  • Mit Hilfe von Limiten sowie bewährten Instrumentarien erfolgt eine klare strategische Begrenzung.
  • Raiffeisenbanken werden bezüglich ihres Marktrisikos im Bankenbuch durch Raiffeisen Schweiz geschult und beraten.
  • Aktiven in Fremdwährung werden grossmehrheitlich in derselben Währung refinanziert (Matched-Book-Prinzip).

Liquiditätsrisiken

  • Die Refinanzierung erfolgt primär über stabile Kundeneinlagen und ist angemessen diversifiziert.
  • Die Liquidität der Raiffeisen Gruppe wird auf operativ-taktischer und strategischer Ebene bewirtschaftet.
  • Die Raiffeisenbanken steuern die Liquiditätsrisiken in eigener Verantwortung entlang der Vorgaben von Raiffeisen Schweiz.
  • Der Zugang zum Geld- und Kapitalmarkt wird zentral durch Raiffeisen Schweiz gewährt.

Operationelle Risiken

  • Risiken werden durch regelmässige Top-down- und Bottom-up-Risk-Assessments beurteilt.
  • Die Überwachung erfolgt mittels Risikoindikatoren und mit einem Frühwarnsystem.
  • Die Angemessenheit und die Wirksamkeit des internen Kontrollsystems werden periodisch überprüft.
  • Interne und externe Ereignisse werden laufend analysiert; entsprechende Erkenntnisse werden in den operativen Geschäftsprozessen umgesetzt.
  • Vorgaben für die Betreuung und Verwaltung von Kundengeldern im Anlagegeschäft werden auf ihre Einhaltung unabhängig überwacht und Konzentrationen in Kundendepots gemessen und überwacht.

Rechts- und Compliance-Risiken

  • Risiken werden basierend auf dem jährlich zu erstellenden Risikoprofil und dem dazugehörigen Tätigkeitsplan regelmässig beurteilt.
  • Die Überwachung erfolgt mittels Risikoindikatoren (Key Risk Indicators) sowie durch Risikoprävention im Einzelfall.
  • Änderungen der gesetzlichen, aufsichts- und standesrechtlichen Bestimmungen werden systematisch überwacht, analysiert und zeitgerecht in den internen Vorgaben sowie Abläufen umgesetzt.

Geschäfts- und strategische Risiken

  • Geschäfts- und strategische Risiken existieren mit Bezug auf die vorhandenen und neuen Erfolgspotenziale der Gruppe und ihrer Geschäftsfelder sowie auf das aktuelle Risikoprofil.
  • Die Bewirtschaftung der Geschäfts- und strategischen Risiken erfolgt im Rahmen des Strategie- und Controlling-Prozesses, die Überwachung ist im Risikoüberwachungsprozess integriert. Zudem werden Geschäfts- und strategische Risiken jährlich identifiziert, beurteilt und im Verwaltungsrat diskutiert.

Umfeldrisiken

Umfeldrisiken umfassen das Risiko veränderter Rahmenbedingungen und Erwartungen. Diese beinhalten auch Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG). Dazu gehören Ereignisse wie Klimawandel, Ressourcenverknappung, Arbeitsbedingungen, Diskriminierung oder Korruption. Umfeldrisiken können sich als Risikotreiber in verschiedenen Risikokategorien auswirken. Die Überwachung der Risiken aus ESG-Faktoren erfolgt mittels Key Risk Indicators sowie Szenarioberechnungen betreffend Klimarisiken.

Risikobeurteilung und Risikokontrolle

Der Verwaltungsrat von Raiffeisen Schweiz setzt sich regelmässig mit den Risiken der Raiffeisen Gruppe auseinander. Grundlage dafür bildet eine umfassende Berichterstattung über Kredit-, Markt- und Liquiditätsrisiken, operationelle Risiken sowie Rechts- und Compliance-Risiken. Auch Reputationsrisiken, die aus allen Risikokategorien resultieren können, sowie ESG-Risikotreiber werden berücksichtigt.
Die Erstellung der Risikoberichterstattung erfolgt durch das Departement Risiko & Compliance von Raiffeisen Schweiz. Im Fokus stehen Risikolage, Kapitalausstattung, Einhaltung der Gesamtlimiten und allfällige Massnahmen, um auftretende Risiken zu vermindern oder zu eliminieren. Mittels eines Frühwarnsystems überwacht das Departement Risiko & Compliance zudem potenzielle Fehlentwicklungen einzelner Raiffeisenbanken und Niederlassungen.
Der Risikoreport und allfällige Massnahmen werden in den Sitzungen der Geschäftsleitung sowie im Risikoausschuss des Verwaltungsrats vertieft behandelt.
Die Beurteilung der Risikoexposition der Raiffeisen Gruppe basiert auf quantitativen und qualitativen Faktoren. Die wesentlichen Risiken werden durchgängig sowohl auf Basis der regulatorischen Anforderungen als auch mittels ökonomischer Modelle bewertet. Im Rahmen der Risikomodelle arbeitet Raiffeisen grundsätzlich mit konservativen Annahmen bezüglich Verteilung, Vertrauensintervall, Haltedauer und Risikodiversifikation.
Wesentliche Bausteine der gruppenweiten Risikokontrolle und -steuerung sind die Risikopolitik, die Risikostrategie, der Identifikationsprozess von neuen Risiken, die vorausschauende Risikobudgetierung unter Einsatz von Stressszenarien zur Festlegung der gruppenweiten Risiko­bereitschaft und deren Operationalisierung mittels Limiten, die Risikoüberwachung von Tochtergesellschaften und Beteiligungen sowie die Risiko­überwachung der für die Raiffeisen Gruppe wesentlichen Risikokategorien.
Die Risikoplanung sowie die Risikokontrolle basieren auf einer einheitlichen Methodik zur Identifikation, Messung, Bewertung, Bewirtschaftung und Überwachung von Risiken. Die aggregierte und konsolidierte Risiko­berichterstattung liefert den Soll-Ist-Vergleich und schliesst damit den Regelkreis.
Die Raiffeisen Gruppe legt besonderen Wert auf die Ergänzung der modellbasierten Betrachtungen durch vorwärtsgerichtete Risikoanalysen und -einschätzungen. Szenariobasierte Analysen, gestützt auf gesamt­wirtschaftlich nachvollziehbare Szenarien, sowie Risk Assessments unter Einbezug von Fachbereichen und Fronteinheiten spielen daher eine wichtige Rolle beim Verständnis der Risiken in ihrer Gesamtheit.

Unabhängige Risikokontrolle

Die Organisation des Risikomanagements orientiert sich am Three-Lines-of-Defence-Modell. Raiffeisen Schweiz unterhält für die Raiffeisen Gruppe die unabhängige Risikokontrolle und Compliance-Funktion im Departement Risiko & Compliance (Systemverantwortung). Die operative Verantwortung für die unabhängige Überwachung liegt bei den Raiffeisenbanken und bei den Organisationseinheiten von Raiffeisen Schweiz. Die Tochter­gesellschaften von Raiffeisen Schweiz werden grundsätzlich eigenständig geführt. Die Risiko­überwachung erfolgt risikobasiert. Anhand von formellen, materiellen und strategischen Kriterien werden die einzelnen Einheiten beurteilt und einer Kontrollstufe zugeteilt. Raiffeisen Schweiz überwacht die Risikolage ihrer Tochtergesellschaften und stellt gegenüber den Organen von Raiffeisen Schweiz eine sachgerechte und konsolidierte Risiko­berichterstattung sicher. Die Risikokontrolle der Tochter­gesellschaften basiert auf Vorgaben und Mindestanforderungen, die aus der Risikopolitik der Raiffeisen Gruppe abgeleitet und bei den Tochter­gesellschaften umgesetzt werden.

Kontrolle des Risikoprofils

Die Raiffeisen Gruppe geht nur Risiken ein, die im Zusammenhang mit einer bewilligten Geschäftsaktivität stehen und im Rahmen der Risikobereitschaft liegen. Die Risikobereitschaft wird jährlich im Rahmen der Risikobudgetierung vom Verwaltungsrat von Raiffeisen Schweiz bewilligt. Die Einhaltung der Risikobereitschaft wird durch entsprechende Limiten und Vorgaben sichergestellt. Risiken, die sich nicht verlässlich quantifizieren lassen, werden durch qualitative Vorgaben begrenzt.

Risikokategorien

Kreditrisiken

Das Kreditrisikomanagement der Raiffeisen Gruppe ist gezielt auf die raiffeisenspezifische Kunden- und Geschäftsstruktur ausgerichtet. Kundenkenntnis und dezentrale Selbstverantwortung der Raiffeisenbanken vor Ort spielen bei der Kreditentscheidung und -bewirtschaftung eine tragende Rolle. Dies gilt auch dort, wo Kredite aufgrund ihrer Summe oder Komplexität der Zustimmung durch Raiffeisen Schweiz bedürfen.
Die Kreditrisiken werden sowohl nominal als auch risikogewichtet betrachtet und beurteilt. Für die Banksteuerung kommen zudem statistische Verlustmasse, konkret der «Value at Risk», sowie Szenarioanalysen zum Einsatz. Für die Risikoüberwachung werden ausserdem Merkmale der Kreditqualität ausgewertet, wie etwa Tragbarkeit, Belehnungssätze, Ratings und deren Veränderung, aber auch Portfolioeigenschaften, wie zum Beispiel die Diversifikation nach Kreditnehmern, Branchen und Sicherheiten.
Aufgrund der starken Stellung der Raiffeisen Gruppe im Kreditgeschäft bilden Kreditrisiken die wichtigste Risikokategorie. Die Raiffeisen Gruppe erzielt einen wesentlichen Teil ihres Ertrags durch das Eingehen von Kreditrisiken und die umfassende und konsequente Bewirtschaftung dieser Risiken.
Raiffeisen übernimmt Kreditrisiken hauptsächlich aus dem Geschäft mit gedeckten Krediten an Privatkunden. Zudem resultieren auch Kreditrisiken aus dem Kreditgeschäft mit Firmenkunden und Kunden des öffentlichen Sektors sowie aus dem Interbankengeschäft. Raiffeisen Schweiz überwacht, kontrolliert und steuert Konzentrationen von Risiken innerhalb der Raiffeisen Gruppe, insbesondere für Gruppen verbundener Gegenparteien sowie für Branchen.
Eine vorsichtige Kreditpolitik und eine professionelle Bonitätsprüfung bilden den Rahmen für das Kreditgeschäft innerhalb der Raiffeisen Gruppe.
Raiffeisen gewährt Kredite hauptsächlich auf gedeckter Basis. Bei der Kreditgewährung spielen deshalb neben der Tragbarkeit der Zinsen und Amortisationen der Hypothekarforderungen auch die Belehnung der als Sicherheit dienenden Liegenschaften eine zentrale Rolle. Bei der Beurteilung der Sicherheiten werden drei Belehnungsgruppen unterschieden:
  • Die 1. Belehnungsgruppe umfasst grundpfandgesicherte Forderungen auf Wohn- und landwirtschaftlichen Liegenschaften mit einer Belehnung bis zu zwei Drittel des Verkehrswertes sowie Bauland, Büro- und Geschäftshäusern und multifunktionalen Gewerbeobjekten, die bis zur Hälfte des Verkehrswertes belehnt sind. Ebenfalls enthalten sind grossgewerbliche und industrielle Objekte mit einer Belehnung bis zu einem Drittel des Verkehrswertes.
  • Die 2. Belehnungsgruppe enthält die Anteile der grundpfandgesicherten Forderungen, welche die erwähnten Limiten übersteigen. Grossgewerbliche und industrielle Objekte, die bis 50 Prozent des Verkehrswertes belehnt sind, und übrige Objekte mit einer Belehnung bis 80 Prozent des Verkehrswertes.
  • Die 3. Belehnungsgruppe beinhaltet die Forderungen, welche die Belehnungslimiten der 2. Belehnungsgruppe überschreiten. Hier enthalten sind auch allfällige durch Zusatzsicherheiten gedeckte Forderungen, sofern der Wert des Grundpfands kleiner ist als der unter den Hypothekarforderungen verbuchte Kreditbetrag.
Immobilienfinanzierungen gehören zum Kerngeschäft von Raiffeisen. Hauptbestandteil des Kreditportfolios sind Finanzierungen von Wohnliegenschaften.
Die Raiffeisen Gruppe tätigt im Firmenkundengeschäft grundsätzlich nur Finanzierungen für Unternehmen in guten und mittleren Bonitätsklassen. Die Risikobereitschaft im Firmenkreditgeschäft ist gruppenweit definiert und durch entsprechende Limiten begrenzt. Besonderer Wert wird darauf gelegt, dass der Ausbau des Firmenkundengeschäfts in der Raiffeisen Gruppe auf solidem Fundament und im Einklang mit der dedizierten Firmenkundenstrategie erfolgt.
Der grösste Anteil der Ausleihungen an Firmenkunden und übrige Kunden geht an Unternehmen, die im Immobilienwesen tätig sind. Diese Ausleihungen sind grösstenteils hypothekarisch gedeckt. Die Ausleihungen in den restlichen Branchen sind breit diversifiziert.

Aktive Bewirtschaftung der Länderrisiken

Auslandengagements von Raiffeisen Schweiz sind auf fünf Prozent der konsolidierten Bilanzsumme begrenzt. Raiffeisenbanken dürfen keine Bank- und Finanzdienstleistungen im Ausland erbringen. Bei Raiffeisen Schweiz kann das Departement Firmenkunden, Treasury & Markets inklusive Raiffeisen Switzerland B.V. Amsterdam Auslandengagements eingehen. Diese Engagements werden betraglich limitiert und laufend überwacht. Die höchsten Länderlimiten bestehen gegenüber Ländern mit sehr guten Ratings.

Analyse und Beurteilung des Kreditportfolios

Der Verwaltungsrat von Raiffeisen Schweiz wird periodisch über die Beurteilung der Qualität des Kreditportfolios der Raiffeisen Gruppe orientiert. Schwerpunkte dieser Analysen bilden Informationen über die Entwicklung der Risikolage, strukturelle und qualitative Merkmale des Kreditportfolios, die Einhaltung von Limiten und Vorgaben sowie die Umsetzung von Massnahmen. Zudem wird überwacht, wie sich extreme gesamtwirtschaftliche Veränderungen auf das Kreditportfolio auswirken.

Messung des Kreditrisikos

Kreditrisiken werden mittels folgender Parameter quantifiziert:
  • Ausfallwahrscheinlichkeit
  • Kreditexposure zum Zeitpunkt des Ausfalls
  • Werthaltigkeit der Sicherheit
Das zentrale Instrument für die Messung von Gegenpartei-Kreditrisiken bildet das Ratingsystem, das durch das Departement Risiko & Compliance von Raiffeisen Schweiz unterhalten und überwacht wird. Im Zusammenhang mit dem internen Ratingsystem hat die Raiffeisen Gruppe eine umfassende Ratingsystem-Governance umgesetzt. Diese hat zum Ziel, Prozesse und Verantwortungen im Kontext des internen Ratingsystems innerhalb der Gruppe so zu regeln, dass Qualität und Leistungsfähigkeit der Ratingmodelle und deren Anwendung durchgängig sichergestellt sind. Um Kontrolllücken und Interessenkonflikte zu vermeiden, wurden Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortungen für die Anspruchsgruppen und Schlüsselstellen definiert und entsprechende Schlüsselkontrollen umgesetzt.
Raiffeisen wendet den durch die FINMA bewilligten einfachen Internal-Rating-Based-Modellansatz (F-IRB) an. Für interne Zwecke verwendet Raiffeisen für die Messung der Kreditportfoliorisiken ein konservatives Value-at-Risk-Verfahren.

Einschätzung zur Risikolage bezüglich Kreditrisiken

Die aktuelle Risikolage ist geprägt durch die weltweit unsichere wirtschaftliche Lage, das steigende Zinsniveau, die anhaltenden Verzögerungen in den Lieferketten, die stark gestiegenen Energiepreise sowie die drohende Strommangellage. Während der Corona-Pandemie waren die Firmenkonkurse in der Schweiz aufgrund der diversen Corona-Hilfspakete stark rückläufig. Der anschliessende Anstieg der Firmenkonkurse hat im Geschäftsjahr 2022 nicht zu wesentlichen Wertberichtigungen oder Kreditverlusten geführt.
Das Kreditwachstum im Berichtsjahr ist strategiekonform und entspricht dem Marktwachstum. Das Kreditportfolio zeichnet sich durch eine insgesamt tiefe Risikointensität aus. Die Kreditvergabe erfolgt grundsätzlich konservativ und auf gedeckter Basis, das heisst gegen Hinterlegung einer Sicherheit. Daneben muss die Tragbarkeit der finanziellen Belastung durch die Kreditnehmenden gewährleistet sein.
Rund 90 Prozent des Kreditportfolios der Raiffeisen Gruppe sind grundpfandgesicherte Kredite. Selbstgenutzte Wohnobjekte machen mehr als die Hälfte des Kreditportfolios aus. Rund 30 Prozent des Kreditportfolios werden durch fremdgenutzte Liegenschaften sichergestellt. Raiffeisen verfolgt deshalb die Entwicklung des Schweizer Immobilienmarktes genau und überwacht das Portfolio umfassend.
Das Kreditportfolio der Raiffeisen Gruppe weist in den einzelnen Kundensegmenten seit Jahren eine stabile Struktur auf. Über 70 Prozent des Kreditvolumens stammen aus dem Privatkundensegment. Im Firmenkundengeschäft achtet Raiffeisen auf eine ausreichende Diversifikation und legt das Schwergewicht auf Unternehmen in Branchen mit einem langfristigen Wachstumspotenzial. Sie ist bei der Kreditvergabe an Betriebe in Risikobranchen zurückhaltend. Das Kreditexposure bei Firmenkunden in stark von der Energiekrise betroffenen Branchen ist bezogen auf das gesamte Firmenkundenportfolio gering.
Die breite Diversifikation des Kreditportfolios und die langfristig ausgerichtete, konservative Kreditpolitik in Bezug auf Rating, Bewertung, Belehnung und Tragbarkeit tragen insgesamt zur tiefen Risikointensität bei.
Regelmässige Stresstests zeigen, dass sich das Kreditportfolio der Raiffeisen Gruppe selbst unter markant verschlechterten Rahmenbedingungen als robust und gut diversifiziert erweist.

Marktrisiken

Risiken im Bankenbuch

Im Bankenbuch bestehen vor allem Zinsänderungs- und Fremdwährungsrisiken. Zinsänderungsrisiken ergeben sich aufgrund der signifikanten Positionierung der Raiffeisen Gruppe im Zinsdifferenzgeschäft und stellen eine wesentliche Risikokategorie dar. Sie werden im Rahmen der gesprochenen Risikolimiten aktiv bewirtschaftet und überwacht.
Innerhalb der Raiffeisen Gruppe gelten für die Bewirtschaftung der Zinsrisiken klare Richtlinien und Limiten, sowohl auf Gruppenstufe als auch auf Einzelebene. Innerhalb dieser Leitplanken erfolgt die Bewirtschaftung autonom durch die einzelnen rechtlichen Einheiten, namentlich durch die Raiffeisenbanken und durch Raiffeisen Schweiz. Dazu steht den Bewirtschaftungsverantwortlichen ein bewährtes Instrumentarium zur Verfügung, welches die Möglichkeit einschliesst, Zinsentwicklungen zu simulieren und in ihren Auswirkungen zu beurteilen. Das Departement Firmenkunden, Treasury & Markets bietet innerhalb der Raiffeisen Gruppe eine Beratung im Asset and Liability Management an. Die weiteren Gruppengesellschaften gehen keine materiellen Zinsänderungsrisiken ein.
Das Departement Risiko & Compliance überwacht die Einhaltung der Zinsrisikolimiten und die Entwicklung der Zinsrisiken insgesamt. Im Zentrum stehen die Überwachung der Zinssensitivität des Eigenkapitals und Simulationen zur Analyse der Auswirkungen von Marktzinsveränderungen auf den Zinserfolg. Zur Überwachung der Gesamtrisikolage auf verschiedenen Gruppenstufen wird zusätzlich der zinsinduzierte «Value at Risk» ermittelt.
Die Publikation «Aufsichtsrechtliche Offenlegung», Seiten 57–63, enthält weitere Details zum Zinsrisikomanagement sowie über das Zinsrisiko-Exposure gemäss FINMA-Rundschreiben 2016/1 «Offenlegung – Banken».
Hinsichtlich des Fremdwährungsrisikos gilt, dass Aktiven in einer Fremdwährung mehrheitlich in derselben Währung refinanziert werden (sogenanntes Matched-Book-Prinzip). Dadurch werden Fremdwährungsrisiken grösstenteils vermieden. Die Bewirtschaftung des verbleibenden Fremdwährungsrisikos im Bankenbuch obliegt dem Departement Firmenkunden, Treasury & Markets innerhalb der allozierten Limite des Verwaltungsrats.

Risiken im Handelsbuch

In der Raiffeisen Gruppe führt das Departement Firmenkunden, Treasury & Markets ein Handelsbuch. Zudem wird das Geschäft mit Strukturierten Produkten der Raiffeisen Switzerland B.V. Amsterdam dem Handelsbuch zugeordnet.
Die Handelsrisiken des Departements Firmenkunden, Treasury & Markets werden durch Globallimiten strategisch begrenzt. Operativ erfolgt die Risikobegrenzung durch Szenario-, Verlust- und Value-at-Risk-Limiten. Die Raiffeisen Switzerland B.V. Amsterdam mit Sitz in den Niederlanden steuert ihre Zinsrisiken mithilfe eines Bond-Portfolios, welches das Zinsrisikoprofil der emittierten Strukturierten Produkte nachbildet. Zur Absicherung kommen zudem vereinzelt Zins-Swaps zum Einsatz. Aus dem Bond-Portfolio, welches sich vollständig aus Schuldtiteln mit Investment Grade Rating zusammensetzt, resultieren Credit-Spread-Risiken. Diese werden mit Limiten eng überwacht und gesteuert.
Alle gehandelten Produkte werden in einem Risikomanagementsystem abgebildet und bewertet. Dieses bildet die Grundlage für eine effiziente und effektive Bewertung, Bewirtschaftung und Kontrolle der Risiken im Handelsbuch. Das Departement Risiko & Compliance überwacht die Positionen und Marktrisiken auf täglicher Basis. Dabei stützt es sich auf Marktdaten und Risikomodelle, deren Korrektheit unabhängig kontrolliert wird. Vor der Einführung neuer Produkte führt das Departement Risiko & Compliance eine unabhängige Evaluation der Risiken durch.

Einschätzung zur Risikolage bezüglich Marktrisiken

Marktrisiken resultieren hauptsächlich aus Zinsänderungsrisiken im Bankenbuch. Die Zinssensitivität im +100‑Basispunkte-Zinsschockszenario liegt mit –1,16 Milliarden Franken unter dem Vorjahresniveau. Die potenziellen Wertverluste und Ertragseinbussen sind auch unter adversen Zinsschock- und Zinsstressszenarien tragbar.
Raiffeisen Gruppe: Zinsrisiken im Bankenbuch
in Mio. CHF31.12.202131.12.2022
Sensitivität (+100bp-Shift)-1'860-1'163
Die Marktrisiken im Handelsbuch sind über die Anlageklassen Aktien, Bonds, Zinsen, Fremdwährungen und Edelmetalle diversifiziert. Das erwartete Verlustpotenzial ist im Falle von starken Marktverwerfungen im Verhältnis zum Gesamtertrag als verhältnismässig gering einzuschätzen. Mögliche Verluste in einem solchen Szenario wären grösstenteils auf Credit-Spread-Risiken in der Anlageklasse Bonds zurückzuführen. Die Marktrisiken im Bankenbuch haben sich im Vergleich zum Vorjahr gemessen am Value at Risk reduziert.

Liquiditätsrisiken

Zentrales Liquididätsrisikomanagement

Das Liquiditätsrisikomanagement von Raiffeisen Schweiz und der Raiffeisen Gruppe erfolgt nach regulatorischen Vorgaben und internen Zielgrössen zentral durch das Departement Firmenkunden, Treasury & Markets von Raiffeisen Schweiz.
Die regulatorischen Liquiditätsvorgaben gelten konsolidiert auf Ebene der Raiffeisen Gruppe sowie auf Einzelinstitutsebene für Raiffeisen Schweiz. Die einzelnen Raiffeisenbanken sind von der Einhaltung der regulatorischen Liquiditätsvorschriften befreit, erfüllen jedoch interne Liquiditätsvorgaben.
Das Departement Firmenkunden, Treasury & Markets organisiert den gruppeninternen Liquiditätstransfer und gewährleistet dabei die verursachergerechte Verrechnung der Refinanzierungs- und Liquiditätshaltungskosten. Die einzelnen Banken sind dazu verpflichtet, ihr Liquiditätserfordernis anteilig bei Raiffeisen Schweiz anzulegen und eine angemessene Refinanzierungsstruktur einzuhalten.
Im Weiteren bewirtschaftet das Departement Firmenkunden, Treasury & Markets die Liquiditätsreserve von Raiffeisen Schweiz, sichert der Gruppe den Zugang zum Geld- und Kapitalmarkt und stellt eine angemessene Diversifikation dieser Refinanzierungsquellen sicher. Zudem beurteilt es laufend die Entwicklung der Liquiditätssituation der Raiffeisen Gruppe unter Berücksichtigung der regulatorischen und ökonomischen Anforderungen und führt regelmässig Stresstests durch. Die unabhängige Überwachung der Liquiditätsrisiken erfolgt durch das Departement Risiko & Compliance.
Weitere Informationen zum Liquiditätsrisikomanagement und zur Liquiditätsausstattung finden sich in der aufsichtsrechtlichen Offenlegung gemäss FINMA-Rundschreiben 2016/1 «Offenlegung – Banken».

Einschätzung zur Risikolage bezüglich Liquiditätsrisiken

Die Raiffeisen Gruppe zeichnet sich dank ihrem Fokus auf das inländische Spar- und Hypothekargeschäft durch eine robuste Liquiditätssituation aus. Aufgrund der geringen Abhängigkeit gegenüber Grosskunden und einer breiten Diversifikation gegenüber Privatkunden bestehen geringe Konzentrationen von Finanzierungsquellen. Die Refinanzierung der Kundenausleihungen erfolgt grösstenteils über Kundengelder, zusätzlich über Pfandbriefdarlehen und eigene Anleihen. Der Geldmarkt dient ausschliesslich der taktischen Bewirtschaftung des Liquiditätspuffers. Damit wird eine grösstmögliche Immunisierung gegenüber Risiken am Geldmarkt erreicht.
Die Liquiditätssituation wird nach wie vor durch einen hohen Kundengeld-Deckungsgrad gestützt, welcher sich im Jahresverlauf leicht reduziert hat. Die Refinanzierung der Ausleihungen über Kundeneinlagen liegt per Jahresende bei 95,4 Prozent. Damit können Ausleihungen unverändert fast vollständig über Kundeneinlagen refinanziert werden.

Operationelle Risiken

Operationelle oder betriebliche Risiken entstehen sowohl als Folgerisiken von Bankgeschäften, welche die Raiffeisen Gruppe tätigt, als auch aufgrund ihrer Funktion als Arbeitgeberin und Eigentümerin oder Nutzerin von Immobilien. Tragbarkeits- und Kosten-Nutzen-Überlegungen entscheiden darüber, ob ein betriebliches Risiko vermieden, vermindert, transferiert oder selbst getragen wird. Diese Risiken werden in Bezug auf ihre erwartete Eintrittshäufigkeit und den Schweregrad der Auswirkungen beurteilt. Dabei werden neben finanziellen Auswirkungen auch Folgen bezüglich Compliance und Reputation berücksichtigt. Die Analyse der operationellen Risiken wird durch die Beurteilung der qualitativen Auswirkungen im Risikofall ergänzt.
Die Raiffeisen Gruppe führt jedes Jahr umfassende Assessments der operationellen Risiken durch. Die daraus gewonnenen Informationen sind in einem gruppenweiten Risikoregister dokumentiert. Dieses bildet die Grundlage der Überwachung und Steuerung des Gesamtprofils der operationellen Risiken.

Informationssicherheit

Informationssicherheit beschäftigt sich mit Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit von Daten und gewinnt laufend an Bedeutung. Im Vordergrund steht dabei die Bedrohung durch Cyberkriminelle. Die Risiken der Informationssicherheit sind daher umfassend zu bewirtschaften. Basis dafür bildet die regelmässige Auswertung der Bedrohungslage. Darauf ausgerichtet werden angemessene und wirksame Massnahmen zum Schutz von Informationen und Infrastrukturen bereitgestellt. Dabei orientiert sich Raiffeisen an anerkannten Standards und etablierten Methoden. Der Wahrung der finanziellen Privatsphäre und des Datenschutzes wird ein hoher Stellenwert beigemessen.

Internes Kontrollsystem

Das interne Kontrollsystem (IKS) von Raiffeisen umfasst die Gesamtheit der Kontrollstrukturen und -prozesse, die dazu dienen, einen ordnungsgemässen Ablauf des betrieblichen Geschehens, die Einhaltung der gesetzlichen, regulatorischen und internen Vorschriften sowie die Vollständigkeit und Verlässlichkeit der Berichterstattung sicherzustellen.
Auf der Ebene des Kontrollumfeldes sind die Rahmenbedingungen festgelegt, die das Fundament des IKS bilden und die Funktionsfähigkeit des gruppenweiten IKS sicherstellen. Zu den Elementen des Kontrollumfeldes gehören unter anderem interne Regulatorien, unabhängige Kontrollinstanzen, Organigramme und Stellenprofile.
Auf Prozessebene erfolgt eine enge Verzahnung von Prozessen, Risiken und Kontrollen. Für jeden Prozess werden die wesentlichen operationellen Risiken erfasst, bewertet und darauf basierend die Schlüsselkontrollen definiert. Sämtliche Schlüsselkontrollen werden dokumentiert und in den Prozessen verankert. Neben den Schlüsselkontrollen existiert eine Vielzahl weiterer Massnahmen zur Risikoreduktion.
Die Raiffeisen Gruppe führt mindestens jährlich eine Beurteilung der Angemessenheit und Wirksamkeit des IKS durch. Die Umsetzung der daraus resultierenden Verbesserungsmassnahmen wird überwacht. Die Berichterstattung zum IKS erfolgt im Rahmen des ordentlichen Risikoreports zuhanden des Verwaltungsrats von Raiffeisen Schweiz und der Raiffeisenbanken.

Frühwarnsystem Raiffeisenbanken

Raiffeisen Schweiz betreibt ein Frühwarnsystem mit dem Ziel, adverse Entwicklungen bei Raiffeisenbanken und den Niederlassungen von Raiffeisen Schweiz frühzeitig zu erkennen und Schadenfälle abzuwenden. Das Frühwarnsystem umfasst quantitative Risikoindikatoren zu den einzelnen Raiffeisenbanken und den Niederlassungen von Raiffeisen Schweiz sowie einen Ad-hoc-Meldeprozess zur Integration qualitativer Informationen. Frühwarnfälle werden analysiert und gegebenenfalls unter aktiver Mitwirkung von Raiffeisen Schweiz im Rahmen der Aufsichtsfunktion über die Raiffeisenbanken bereinigt. Die Beurteilung und Überwachung der Frühwarnfälle erfolgt unabhängig durch das Frühwarnsystem-Koordinationsgremium.

Business Continuity Management

Raiffeisen hat im Rahmen des Business Continuity Management (BCM) umfassende Massnahmen etabliert, um auch bei Ausfall kritischer Ressourcen (Personal, IT, Gebäude, Lieferanten) die Geschäftstätigkeit aufrechtzuerhalten. Verschiedene Strategieoptionen stehen den Fachbereichen zur Unterstützung der Funktionsfähigkeit kritischer Geschäftsprozesse zur Verfügung. Alle wesentlichen IT-Komponenten wurden redundant an verschiedenen Standorten auf- und ausgebaut.
Um mögliche Schäden zu minimieren und eine abgestimmte, effektive Reaktion der Geschäftsleitung zu ermöglichen, hat Raiffeisen in allen wichtigen Unternehmensteilen Krisenteams eingerichtet sowie Notfallpläne erarbeitet. Mit regelmässigen Tests und Übungen werden Aktualität und Funktionsfähigkeit der Pläne und Organisation geprüft. Der Krisenstab sowie die Organisation werden regelmässig zur Aufrechterhaltung der BCM-Fähigkeit entlang von verschiedenen Szenarien geschult und getestet. Dieses Vorgehen hat sich in der Bewältigung der Corona-Pandemie bewährt und bestätigt die Robustheit des BCM.

Risiken im Anlagegeschäft

Risiken im Anlagegeschäft setzen sich zum einen aus den operationellen Risiken im Zusammenhang mit den Anlageaktivitäten zusammen. Zum anderen zählen die Risiken in Kundendepots, welche sich indirekt in Form von Rechts- und Compliance-Risiken sowie Reputationsrisiken auf die Gruppe auswirken, dazu. Das Departement Risiko & Compliance von Raiffeisen Schweiz stellt die unabhängige Überwachung der Einhaltung der Anlagerichtlinien für die Vermögensverwaltungsmandate, Musterportfolios in der Anlageberatung sowie Fonds sicher.

Einschätzung zur Risikolage bezüglich operationelle Risiken

Insgesamt liegen die operationellen Risiken deutlich innerhalb des vom Verwaltungsrat definierten Risikobudgets. Das umfassende IKS stellt sicher, dass Verluste aufgrund operationeller Fehler tief bleiben.
Angesichts der steigenden Anzahl und Komplexität der Cyberangriffe verschärft sich die Bedrohungslage weiter. Die zunehmende Bedeutung von Daten und digitalen Geschäftsmodellen zeigt sich in der laufenden Stärkung des Cyber Security & Defense Centers zur Sicherstellung einer wirksamen Cyber Security.

Rechts- und Compliance-Risiken

Das Departement Risiko & Compliance erstellt jährlich ein Risikoprofil der Rechts- und Compliance-Risiken (inkl. Einschätzung zu den Marktverhaltensrisiken sowie der Risikoanalyse zur Geldwäschereiabwehr) und leitet von diesem einen risikoorientierten Tätigkeitsplan ab, welcher von der Geschäftsleitung mit Information des Verwaltungsrates verabschiedet und im Anschluss umgesetzt wird.
Über wesentliche Veränderungen der Rechts- und Compliance-Risiken erstattet das Departement Risiko & Compliance quartalsweise der Geschäftsleitung und dem Risikoausschuss des Verwaltungsrats von Raiffeisen Schweiz Bericht. Zudem wird halbjährlich der Geschäftsleitung, dem Risikoausschuss des Verwaltungsrats sowie einmal jährlich dem Gesamtverwaltungsrat Rechenschaft über die Tätigkeit der Compliance-Funktion abgelegt.
Das Departement Risiko & Compliance von Raiffeisen Schweiz unterstützt alle Einheiten der Raiffeisen Gruppe in rechtlichen Fragen zur Risikoprävention im Einzelfall, stellt auf allen Stufen eine angemessene regulatorische Kompetenz sicher, überwacht und analysiert die relevanten Rechtsentwicklungen und bewirtschaftet aktiv die rechtlichen Risiken. Bei Bedarf koordiniert das Departement Risiko & Compliance die Zusammenarbeit mit externen Anwältinnen und Anwälten.
Unter dem Begriff Compliance wird die Beachtung aller massgeblichen gesetzlichen, aufsichts- und standesrechtlichen Bestimmungen sowie internen Vorgaben verstanden, um Risiken frühzeitig zu erkennen, zu vermeiden und eine einwandfreie Geschäftsführung sicherzustellen. Das Departement Risiko & Compliance unterstützt die verantwortlichen Risikoträger der ersten Verteidigungslinie in ihrer Verantwortung zur Sicherstellung der Compliance. Das Compliance-Verständnis von Raiffeisen basiert auf einem umfassenden Ansatz.
Als inlandorientierte Retailbank ist Raiffeisen vorwiegend in der Schweiz tätig, hat aber unter anderem bei der Erbringung von Bankdienstleistungen zusätzlich zu den Vorgaben der schweizerischen Rechtsordnung auch entsprechende ausländische Vorgaben zu beachten. Besondere Bedeutung misst Raiffeisen der als Fokusrisiko auch für inlandorientierte Retailbanken einzuordnenden Bekämpfung der Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung sowie der Einhaltung von nationalen und internationalen Wirtschaftssanktionen zu.

Einschätzung zur Risikolage bezüglich Rechts- und Compliance-Risiken

Der Regulierungsdruck ist unverändert auf hohem Niveau, weshalb die Risikosituation für Raiffeisen konstant bleibt. Raiffeisen-intern sind die Grundlagen betreffend Organisation, Kompetenz und Verantwortung der Kontrollfunktionen klar definiert. Um mit den Entwicklungen Schritt zu halten, werden die Second Line of Defence von Raiffeisen Schweiz (unabhängige Risikokontrolle) sowie die Second Line of Defence der Raiffeisenbanken stetig weiterentwickelt. Die sich ändernden rechtlichen und regulatorischen Entwicklungen werden laufend analysiert und in der Entwicklung des Geschäftsmodells sowie der Anpassung von Regulatorien und Prozessen angemessen berücksichtigt. Die bestehenden Compliance-Prozesse werden zudem fortlaufend aktualisiert und digitalisiert, damit Raiffeisen die Kontrolle, Überwachung und Steuerung ihrem Risikoappetit entsprechend angemessen wahrnimmt.
Mehr zum Risikomanagement im Anhang zur konsolidierten Jahresrechnung, sowie in der Publikation «Aufsichtsrechtliche Offenlegung».